Zwei Jahre nach dem Drittliga-Abstieg: So steht es heute um den Insolvenz-Klub KFC Uerdingen!

Uerdingen - Chaos-Klub, Pleitegeier, Ponomarev-Machenschaften, Stadion-Ruine. Das sind alles Begriffe, die Fußball-Deutschland vor gut zwei Jahren mit dem KFC Uerdingen assoziierte. Doch wie geht es dem Krefelder Klub heute?

So sah das neue Führungsquartett des Vorstandes des KFC Uerdingen e. V. im Sommer 2021 aus. Christoph Lenz (l.), Andreas Schalten (2.v.r.) und der Vorstandsvorsitzender Damien Raths (36, r.) sind auch heute noch im Amt.
So sah das neue Führungsquartett des Vorstandes des KFC Uerdingen e. V. im Sommer 2021 aus. Christoph Lenz (l.), Andreas Schalten (2.v.r.) und der Vorstandsvorsitzender Damien Raths (36, r.) sind auch heute noch im Amt.  © IMAGO / Brauer-Fotoagentur

Es war knapp zwei Wochen vor dem Start in die Saison 2021/22, als Uerdingens neuer Vorstandsvorsitzender Damien Raths (36) Insolvenz für den e. V. beantragte. Die zweite binnen eines halben Jahres.

Im Januar 2021 musste die Spielbetriebs GmbH des KFC Uerdingen beim Amtsgericht die Zahlungsunfähigkeit melden. Mikhail Ponomarev (48), der eigenwillige und aufbrausende russische Investor, hatte seine Zahlungen eingestellt und sich gänzlich verdünnisiert.

Was seitdem folgte, ist die Rechnung für pompöse und gleichzeitig beschämende Drittliga-Zeiten der Uerdinger. Das neue Vorstands-Team - bestehend aus drei Krefeldern und dem Luxemburger Geschäftsmann Raths - hatte aufgrund der Kontopfändung zunächst keine Möglichkeit, ein Team zusammenzustellen.

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Nach Abstieg und Insolvenz war allen Drittliga-Akteuren gekündigt worden. Letztlich verließen in der Saison 2021/22 sage und schreibe 31 Spieler den Klub, 31 neue kamen.

Da der Kader erst wenige Tage vor dem Ligastart komplettiert werden konnte, ging der Auftakt in die Hose: Es hagelte ein 0:6 gegen Oberhausen. Das sollte im Saisonverlauf nicht die einzige Packung bleiben - das 0:11 im Oktober 2021 gegen den späteren Aufsteiger Rot-Weiß Essen wurde die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte.

Nach Ende der Hinrunde war die Messe schon gelesen und der KFC mit acht Zählern abgeschlagener Tabellenletzter. Die desaströse Abschlussbilanz, mit der sich der Verein im Sommer 2022 aus der viertklassigen Regionalliga West verabschiedete, lautete: 27 Punkte und minus 57 Tore.

Erneuter Umbruch und Neustart in der Oberliga Niederrhein - Rückstände bei den Spielergehältern

Ein Bild vom Saisonbeginn 2022/23: Der KFC Uerdingen ist zurück in der geliebten Grotenburg.
Ein Bild vom Saisonbeginn 2022/23: Der KFC Uerdingen ist zurück in der geliebten Grotenburg.  © IMAGO / Brauer-Fotoagentur

Einziger Lichtblick in der Horrorsaison sollte die Wiederherrichtung der Grotenburg durch Uerdingen-Fans werden. Das legendäre Europapokal-Stadion stand zu Drittliga-Zeiten aufgrund seines maroden Zustandes oftmals im schlechten Licht da.

Zum Saisonstart 2022/23 der Oberliga Niederrhein war es endlich so weit: Der KFC konnte nach jahrelangem Nomadentum in anderen Stadien wieder in der Grotenburg auflaufen. Trotz erneuten Umbruchs (22 Zu-, 24 Abgänge) stellte man eine schlagkräftige Truppe zusammen, die am 15. Spieltag von der Tabellenspitze grüßte.

Doch wenig später war der Höhenflug abrupt beendet, und Trainer Alexander Voigt (44, Ex-Bundesliga-Profi für den 1. FC Köln) musste gehen. Aus dem Trainerteam blieb Ex-Schalke-Profi Levan Kenia (32) als Konstante, der 29-malige georgische Nationalspieler gibt bis heute den spielenden Co-Trainer.

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Pikant: Zur gleichen Zeit wurde publik, dass der Klub wieder einmal Rückstände bei den Zahlungen der Spielergehälter und Berater-Provisionen der laufenden Saison aufweist. Nichtsdestotrotz wurde am Saisonziel Regionalliga-Wiederaufstieg festgehalten.

Dafür verpflichtete man Anfang Dezember 2022 Trainer Björn Joppe (44), der in Ostdeutschland durch sein Engagement als Teamchef bei Lok Leipzig (Dezember 2018 bis Oktober 2019) bekannt ist.

Lok Leipzigs Ex-Coach Björn Joppe muss nach gut drei Monaten sein Traineramt wieder abgeben

Kurzes Intermezzo: Björn Joppe (44, hier noch im Lok-Outfit) überschätze die Möglichkeiten des Uerdingen-Kaders und musste am Montag seinen Hut nehmen.
Kurzes Intermezzo: Björn Joppe (44, hier noch im Lok-Outfit) überschätze die Möglichkeiten des Uerdingen-Kaders und musste am Montag seinen Hut nehmen.  © Picture Point / Gabor Krieg

Gut drei Monate später ist Joppe nun schon wieder Geschichte - neun Punkte aus acht Partien und die Aufstiegsränge in weiter Ferne waren zu wenig. Eine 1:4-Klatsche gegen ein Kellerkind in der heimischen Grotenburg taugt als neuer negativer Höhepunkt der Entwicklung.

"Wir wollten mit dem Trainerwechsel im Dezember einen Impuls setzen und noch einmal im Aufstiegskampf angreifen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir sowohl vom Auftritt als auch in der Tabelle weiter abgerutscht sind", musste Uerdingens Vorstandsvorsitzender Damien Raths eingestehen.

Noch im Winter tönte Trainer Joppe: "Dann, glaube ich, haben wir schon eine Qualität auf dem Platz, die regionalligareif ist. Wir müssen es halt nur Woche für Woche abrufen können." Taten sie nicht.

Aus dem Grund "möchten wir diese Saison mit Anstand und der richtigen Einstellung zu Ende bringen. Wir werden die Zeit nun nutzen, um die Planung für die kommende Saison voranzutreiben", blickt Raths voraus.

Wer den KFC Uerdingen kennengelernt hat, weiß, dass das nichts anderes bedeuten wird, als dass sie wieder zum Angriff blasen werden. Bis Ende März sollen die neuen sportlich Verantwortlichen präsentiert werden.

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO / Brauer-Fotoagentur

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