Fünfte Insolvenz und pures Chaos: Traditionsverein vor dem Aus, doch die Fans kämpfen
Krefeld - Der 7:3-Erfolg im Europapokal der Pokalsieger 1986 zwischen dem KFC Uerdingen und Dynamo Dresden ging als Jahrhundertspiel und "Wunder von Grotenburg" in die Geschichte ein, einem der beiden Traditionsvereine droht nun allerdings das Aus. Der Klub aus Krefeld steht vor einem Scherbenhaufen und der fünften Insolvenz seit 2002, doch die Fans geben nicht auf.
Seit Mittwochabend sammeln die Uerdingen-Anhänger Unterschriften, um eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu erzwingen. Laut Satzung muss eine solche einberufen werden, wenn sich ein Drittel der Mitglieder dafür ausspricht.
Das Ziel der Aktion ist klar: Die beiden Vorstandsmitglieder Peter Kahstein und Dirk Röthig sollen abgesetzt werden. Sie seien "den Beweis schuldig geblieben, dass sie zum Wohle des Vereins handeln. Es steht vielmehr der Verdacht im Raum, dass sie aktiv gegen Vereinsinteressen verstoßen haben."
Bereits am Montag stellte das Finanzamt Krefeld mal wieder einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, wie der Klub aus der Regionalliga West mitteilte.
Bei gleichbleibenden Kosten würde am Saisonende ein Fehlbetrag von 2,2 Millionen Euro in den Büchern stehen, die Situation sei "dramatisch schlecht".
Wie Reviersport darüber hinaus berichtet, sollen die Spieler seit Dezember kein Gehalt mehr bekommen haben. Sie sollen nicht einmal mehr sozialversichert sein, müssten gar über Zweitjobs nachdenken.
Friedhelm Funkel kritisiert unseriöse Vereinsführung beim KFC Uerdingen
Aktuell belegt Uerdingen den 14. Tabellenplatz, bei einer Insolvenz droht ein Abzug von neun Punkten. Der Klassenverbleib, ein Neuanfang - vermutlich in der Oberliga - oder auch nur das Fortbestehen des Traditionsvereins hängen am seidenen Faden.
Das Begehren der Fans könnte der letzte Strohhalm sein, denn der Vorstandsvorsitzende Thomas Platzer (56) liegt mit seinen beiden Kollegen Kahstein und Röthig seit Monaten im Clinch, beide Seiten feindeten sich bereits wiederholt öffentlich an.
"Der Vorstand ist in der derzeitigen Zusammensetzung nicht handlungsfähig", heißt es zur Unterschriften-Aktion. Die Initiative stärkt Platzer den Rücken.
Scharfe Worte für die Situation des DFB-Pokalsiegers von 1985 setzte es auch seitens Vereinslegende Friedhelm Funkel (71).
"Solange dort keine ganz klare Führung innerhalb des Vereins ist, die auch eine vernünftige finanzielle Planung macht, wird es so weitergehen, wie in den letzten Jahren", erklärte das Trainer-Urgestein im Interview mit Sport1.
Funkel war 14 Jahre als Profi und anschließend auch als Coach beim KFC, habe aber seit Jahren kein Spiel mehr besucht. "Es ist sehr schade, weil keine seriösen, vernünftigen Leute die Verantwortung in den letzten Jahren übernommen haben", so der 71-Jährige.
Titelfoto: INA FASSBENDER / AFP