Früherer deutscher U-Nationalspieler erlebt Horror-Urlaub: Jetzt ist er endlich zurück!
Steinbach - Vor wenigen Tagen konnte Nino Miotke (24) wieder ins Training des TSV Steinbach Haiger einsteigen. Es war der Schlusspunkt einer langen Odyssee, denn die letzten zehn Monate saß der defensive Mittelfeldspieler in Dubai fest.
Im Dezember 2021 reiste der 24-jährige Regionalliga-Akteur zusammen mit seinem ehemaligen Teamkollegen Gilian Jurcher (25) über die Weihnachtstage in den Wüstenstaat.
Zu diesem Zeitpunkt konnte der beim 1. FC Köln ausgebildete Defensivspezialist noch nicht ahnen, dass aus dem geplanten Kurztrip ein langer Zwangsaufenthalt inklusive Gefängnis werden sollte.
"Wir sind am 21. Dezember geflogen. Da ich bei meinen Großeltern aufgewachsen bin und mein Opa im November gestorben war, wollte ich Weihnachten nicht in Deutschland sein", erklärte der gebürtige Siegener nun im Interview mit der Bild-Zeitung.
Der schicksalshafte dritte Abend des Ausflugs wurde für den Kicker zum Wendepunkt, der sein Leben in den darauffolgenden zehn Monaten grundlegend bestimmen sollte.
Er und Jurcher gingen nach dem Essen noch aus, allerdings eskalierte in der Disco auf einmal ein Streit.
"Wir hatten gerade Getränke bestellt, als plötzlich eine Schlägerei tobte. Unser Problem war, dass wir genau zwischen den beiden Parteien saßen. Es flogen Stühle. Als das Licht anging, fingen die Menschen an zu schreien", erinnerte sich Miotke.
Nino Miotke muss insgesamt dreimal vor Gericht
Als einer der Besucher ein Messer zückte, ergriffen der Steinbach-Spieler und sein Kamerad die Flucht.
Das Gespann kam glücklicherweise unversehrt davon und versuchte, den Vorfall zu vergessen. Doch bei der Ausreise am 29. Dezember nahm das Unheil seinen Lauf.
"Als ich meinen Pass auf den Scanner gelegt habe, hat dieser rot aufgeleuchtet", so Miotke. Kurz darauf standen zwei Beamte vor dem vierfachen deutschen U18-Nationalspieler und ließen die Handschellen klicken.
Während Jurcher das Land verlassen durfte, musste sein Freund ins Gefängnis: "Sechs Stunden saß ich allein in der Zelle. Insgesamt eine Woche im Gefängnis - in einem Raum mit acht Menschen. Erst danach wurde mir vom Haftrichter gesagt, weshalb ich festgehalten werde, und mir wurde klar, dass der Abend in der Disco der Grund war", so der Mittelfeldmann.
Nach seiner Freilassung bat Miotke die Deutsche Botschaft um Hilfe, die ihm jedoch lediglich eine Liste mit Anwälten zukommen ließ.
Die Juristen machten ihm zwar Hoffnung, doch auch ein weiterer Ausreiseversuch misslang. Mitte Juli begann schließlich sein Prozess. Zwar wurde er zunächst freigesprochen, aber das Gericht legte Einspruch ein.
Erst drei Monate und ebenso viele Verhandlungen später war die Saga vorbei, der Fußballer durfte endlich das Land verlassen. "Ich hatte das Gefühl, dass sie in mir einfach einen Schuldigen gesucht haben. In der Hoffnung, dass ich einknicke", kritisierte der Rechtsfuß.
Nino Miotke hat sich in Dubai fit gehalten
Der Klub aus der Regionalliga Südwest hat seinen Schützling in dieser schweren Phase so gut es ging unterstützt.
"In der Anfangszeit haben wir ausgelotet, was wir machen können. Doch die Möglichkeiten als Verein waren begrenzt. Über einen Sponsor haben wir eine Wohnung vermittelt", erläuterte TSV-Geschäftsführer Arne Wohlfarth (41) gegenüber der Siegener Zeitung.
Miotke selbst hat sich während seines ungeplant langen Urlaubs zwar fit gehalten und kann nun endlich wieder mit dem Team von Coach Pascal Bieler (36) trainieren, doch bis zum nächsten Einsatz dürfte es noch eine Weile dauern.
Das weiß auch der Vereinsboss: "Klar, dass es nicht von jetzt auf gleich so ist wie unter normalen Umständen. Er bekommt von uns alle Zeit der Welt. Wichtig ist, dass er jetzt hier ist. Der Alltag und die Normalität tun ihm gut."
Titelfoto: IMAGO/Eibner Pressefoto/Miclas Haasis