Fremdes Stadion, 47 Jugendteams, der Trainer ist Lehrer: Kann dieser Aufsteiger Regionalliga?
Berlin - Willkommen in der "Champions League des Ostens"! Hertha 03 Zehlendorf heißt der Regionalliga-Aufsteiger aus NOFV-Oberliga Nord. Kann der Amateur-Klub die neue, riesige Herausforderung schultern?
Wenn Robert Schröder (36) morgens zur Arbeit fährt, ist sein Ziel das Schulgebäude. Nicht der Trainingsplatz.
Der Cheftrainer von Hertha Zehlendorf ist hauptberuflich Lehrer an einer Berliner Oberschule und gibt den Übungsleiter erst nach Feierabend.
Ein überaus erfolgreiches Modell, mit dem Zehlendorf zum ersten Mal seit 1998 den Sprung in die Regionalliga geschafft hat. Damals war die Spielklasse noch eine geteilte 3. Liga. Heute ist sie viertklassig und weitaus anspruchsvoller!
Nur gut, dass Schröder zumindest eine Baustelle weniger hat: Seine Trainer-A-Lizenz, die Zulassungsvoraussetzung für diese Liga, hat er im Saisonverlauf erfolgreich abgeschlossen.
Ganz nebenbei ist der 36-Jährige zweifacher Familienvater und Sportlicher Leiter.
Die Ämterhäufung und Semi-Professionalität ist kein Alleinstellungsmerkmal in der Liga, ein Abenteuer ist für Hertha 03 die Regionalliga aber allemal!
Regionalliga Nordost: Hertha 03 Zehlendorf ist Berliner Vorzeigeklub in puncto Jugendarbeit
Der Klub hat nur zwei hauptamtliche Angestellte, einen Geschäftsstellen- und einen Jugendleiter, der sich für allein 47 (!) Nachwuchs-Teams verantwortlich zeichnet, irre!
Diese Spielzeit schafften sechs Jugendspieler den Sprung zu den Oberliga-Herren, insgesamt waren 13 Akteure des aktuellen Kaders in der Jugend der "kleinen Hertha".
Diese genießt nicht nur in Berlin einen ausgezeichneten Ruf und dient nicht nur der alten Dame Hertha BSC als Talentepool.
Exemplarisch: Die beiden Shootingstars George Didoss und Albert Millgramm (beide 19) werden Zehlendorf verlassen. TAG24 weiß, dass es die Vorzeigespieler zu Profivereinen zieht, eine Verkündung wird diese Woche erwartet.
Der Amateurverein wird an seine Grenzen kommen, trainierte bislang viermal die Woche, hatte fast ausschließlich Spiele in Berlin. In der Regionalliga geht es künftig bis nach Thüringen! Außerdem wird zunächst jedes Spiel ein Auswärtsspiel sein:
Aufgrund fehlender Zäune zur Fantrennung im heimischen Ernst-Reuter-Sportfeld muss Zehlendorf umziehen - und sich das Stadion Lichterfelde mit Viktoria Berlin, dem größten Konkurrent in der Umgebung, teilen.
Titelfoto: IMAGO / Maryam Majd