Drama in der Lausitz: Meisterschaft nach Kracher zwischen Cottbus und Erfurt noch nicht entschieden
Cottbus - Die Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Nordost bleibt nach wie vor offen. Im Alles-Oder-Nichts-Spiel zwischen Energie Cottbus und Rot-Weiß Erfurt war tatsächlich alles möglich. Lange Zeit führten die Thüringer in der Lausitz, hatten dann die Riesenchance, den Sack zuzumachen, ehe Cottbus kurz vor Schluss den Ausgleich machte und anschließend den Siegtreffer mehrmals auf dem Fuß hatte. Am Ende steht ein 1:1 (0:1) zu Buche.
In der Lausitz mussten die kleinen Korken - die großen dürften wohl erst bei einem möglichen Erfolg in der Relegation knallen - beim Abpfiff um kurz nach 15 Uhr stecken bleiben. Vor offiziell 18.674 Zuschauern - Regionalliga-Rekordkulisse für Energie - hat Tabellenführer Cottbus den Matchball vergeben. Doch aufseiten von Rot-Weiß Erfurt dürfte man sich ebenso ärgern, hatte man doch bis kurz vor Schluss drei Punkte im Gepäck.
Rückspultaste: Die ersten Minuten gehörten den Gästen aus Erfurt. Von Nervosität war aufseiten des Teams von Trainer Fabian Gerber (43) nichts zu spüren. Die Kugel lief gut durch die eigenen Reihen - RWE mit etwas mehr Prozent Ballbesitz. In der 8. Minute setzten die Gäste dann auch in Sachen Lautstärke ein Zeichen, reklamierten vehement.
Der Grund: ein vermeintliches Handspiel. Energie-Verteidiger Denis Slamar (28) war der Ball an den Arm gesprungen. Schiedsrichter Jens Klemm (38) zeigte jedoch zu Recht nicht auf den Punkt - der Arm war klar angelegt.
Wenig später kochten dann auf der Gegenseite die Emotionen erstmals so richtig hoch. Erfurts Keeper faustete den Ball nach einem Eckball weg, wurde aber von Energie-Spieler Hildebrandt (26) umgestoßen.
Apropos Keeper: Zwischen den Erfurter Pfosten gab es eine Überraschung. Erstmals in dieser Saison in der Regionalliga stand der erst 22-jährige Lukas Schellenberg im Kasten. Und dann gleich bei diesem Alles-Oder-Nichts-Spiel, vor dieser Rekordkulisse in der Lausitz. Franco Flückiger (32) hingegen, der zuletzt in Babelsberg patzte, musste auf der Bank Platz nehmen.
Ein Tor wie aus dem Nichts
Im Laufe des ersten Durchgangs kamen die Gastgeber immer besser in die Partie, Erfurt schaffte es mitunter nur noch selten aus der eigenen Hälfte. Die erste dicke Chance des Spiels sollte sich dann in der 30. Minute auftun. Eric Hottmann (23) brachte den Ball auf den ehemaligen Jena-Stürmer Timmy Thiele (31), der aus zehn Metern abzog. Der junge Schellenberg war jedoch zur Stelle. Und Thieles Schuss war wohl auch etwas zu platziert.
Zwei Minuten später landete der Ball schließlich im Netz - Fassungslosigkeit in der Lausitz! Der Ball schlug nämlich im Cottbuser Netz ein - wie aus dem Nichts. Erfurts Nazzareno Ciccarelli (26) fasste sich ein Herz, zog aus gut zwanzig Metern einfach mal ab. Und der Ball landete im aus seiner Sicht linken unteren Eck. Ein Tor, das aufseiten der Hausherren Wirkung zeigte. Es passierte nicht mehr viel.
Auch nicht in der üppigen fünfminütigen Nachspielzeit, die wohl auch der Behandlungspause von Hildebrandt - er hatte sich nach einem Zusammenprall eine Verletzung im Gesicht zugezogen - geschuldet waren.
Mit einer anderen Ausstrahlung stand das Team von Energie-Coach Claus-Dieter "Pelé" Wollitz (57) zu Wiederbeginn auf dem Rasen und der Verfolger aus Erfurt bekam nun alle Hände voll zu tun. Was bei Energie hingegen fehlte, war die Genauigkeit im Abschluss - das, was RWE zuletzt immer wieder vermissen ließ.
Doppelchance für Cottbus in der Nachspielzeit
Wer seine Chancen nicht nutzt, der wird am Ende bestraft. Diese alte Fußballweisheit bewahrheitete sich in der 82. Minute um ein Haar. Doch Erfurts Verteidiger Samuel Biek (25) traf nach einem Eckball nur den Pfosten.
Nur zwei Minuten später zappelte die Kugel im Erfurter Netz. Der eingewechselte Heike (23) köpfte den Ball kurz nach seiner Einwechslung (80.) zum 1:1 ein. Wenig später hatte der Ex-Jenaer Dennis Slamar die Führung auf dem Fuß, aber RWE-Schlussmann Schellenberg parierte.
Nun war die Kulisse da, Cottbus wollte jetzt Meister werden. Und schaffte es - fast! In der Nachspielzeit gab es noch die Doppelchance von Hottmann und Heike (90.+1), doch einmal mehr war der aus Weimar stammende Schellenberg zur Stelle und der Nachschuss flog über das Tor.
Nach 90 Minuten hatte sich an der Ausgangslage nichts geändert. Cottbus bleibt vier Zähler vor Erfurt. Restprogramm Cottbus: Babelsberg (H), BSG Chemie Leipzig (A); Restprogramm Erfurt: BSG Chemie Leipzig (H), VSG Altglienicke (A).
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