Die Regionalliga Nordost zum Start - drei Teams überraschen, Jena & CFC enttäuschen

Berlin - Einmal durchschnaufen bitte! Die Regionalliga Nordost hat sich in die erste Landespokalpause dieser Saison verabschiedet. TAG24 stellt die größten Überraschungen und ärgsten Enttäuschungen des Saisonstarts vor!

Die Überraschungsteams: der Greifswalder FC, Babelsberg 03 & Viktoria Berlin

Gute Laune beim Greifswalder FC: Die Boddenstädter sind in der Regionalliga Nordost noch ohne Niederlage.
Gute Laune beim Greifswalder FC: Die Boddenstädter sind in der Regionalliga Nordost noch ohne Niederlage.  © Bildmontage: Picture Point / Sven Sonntag, Picture Point / Roger Petzsche, Frank Kruczynski

Der Greifswalder FC und Babelsberg 03 sind aus dem Schatten des Geheimfavoriten getreten! Beide Teams wurden im Vorfeld der Saison von einigen Experten als Geheimfavorit gehandelt und schlugen unter anderem jeweils Lok Leipzig.

Die Mannschaften von Lars Fuchs (41, Greifswald) und Markus Zschiesche (41, Babelsberg) agierten bisher mit einer bemerkenswerten Konstanz und fuhren 14 (GFC) respektive 13 (B03) Punkte ein.

Entscheidend wird es für beide Teams sein, dass Potenzial über die gesamte Saison auf den Platz zu bringen, im Vorjahr gingen beide Mannschaften durch tiefe Täler.

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Viktoria Berlin hat sich mit blutjunger Truppe zum Favoritenschreck entwickelt! Ähnlich erfolgreich waren die Himmelblauen mit elf Zählern, die viele knappe Partien für sich entscheiden oder zumindest ohne Gegentor bleiben.

Das kam nicht nur für Meister und Auftaktgegner Energie Cottbus zu spüren, auch die nominell individuell stärker besetzte Offensive von Altglienicke biss sich an der Viktoria die Zähne aus.

Glänzen tun alle drei Teams durch eine stabile Defensive und weniger als einem Gegentor pro Partie im Schnitt.

Die Enttäuschungen: der Chemnitzer FC, Carl Zeiss Jena & die VSG Altglienicke

Ratlos: Die neuformierte Truppe des Chemnitzer FC wartet weiter auf den ersten Saisonsieg.
Ratlos: Die neuformierte Truppe des Chemnitzer FC wartet weiter auf den ersten Saisonsieg.  © Picture Point / Gabor Krieg

Der CFC läuft trotz Umbruchs seinen Ansprüchen hinterher! Es war fast zu befürchten gewesen - der Verlust von zahlreichen Schlüsselspielern kostete dem Chemnitzer FC viel Substanz. Nur zwei Punkte aus sechs Spielen sind trotz finanzieller Zwänge zu wenig.

Eine große Baustelle: Die Offensive! Rückkehrer Dejan Bozic (30) traf bislang nur einmal und von den Mitspielern geht wenig Torgefahr aus. Auch die Defensive um den jungen Torhüter David Wunsch (20) zeigte sich nicht immer sicher.

Ist die Trainerdiskussion in Jena um René Klingbeil (42) beendet? Dagegen kommt so langsam das beste Rückrundenteam der Vorsaison in Fahrt. Carl Zeiss Jena fuhr am Samstag gegen Luckenwalde den ersehnten ersten Saisonsieg ein (3:0).

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Dennoch scheint speziell die Offensive zu abhängig von den Tempodribblings eines Maximilian Krauß (26), der in den ersten Spielen passen musste. Es fehlt ein torgefährlicher Neuner.

Altglienicke ist offensiv top und defensiv weiter ein Flop! Ein nach wie vor vorhandenes Abwehrproblem hat die namhaft verstärkte VSG Altglienicke, die schon zwölf Gegentreffer kassierte. Diesen Wert konnte selbst die Super-Offensive um Tolcay Cigerci (28) und Akaki Gogia (31) nicht kaschieren.

Als hoffnungslos unterlegener Tabellenletzter wäre außerdem der Berliner AK zu nennen. Allerdings erwartete angesichts des spät fertiggestellten Kaders samt XXL-Umbruch keiner etwas anderes als den Kampf um den Klassenerhalt.

Jorden Winter, Tim Heike und Elias Kratzer sorgen für Aufsehen!

Den Namen Jorden Winter (19) sollte man sich merken - der Newcomer knipste für das kleine Luckenwalde schon sechsmal.
Den Namen Jorden Winter (19) sollte man sich merken - der Newcomer knipste für das kleine Luckenwalde schon sechsmal.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Dass Herthas Derry Scherhant für die Regionalliga Nordost zu gut ist, bewies der 20-jährige Angreifer erneut direkt zum Saisonstart mit sechs Torbeteiligungen in vier Spielen.

Aber auch Jorden Winter (19) sorgte für mächtig Aufsehen, speziell sein Viererpack zum Saisonauftakt gegen den Berliner AK (6:0) blieb in Erinnerung. Für Luckenwaldes Newcomer ist es die erste Saison überhaupt im Herrenbereich.

Außerdem ist in Cottbus Tim Heike (23) auf der Überholspur. Der Angreifer ist endlich über längere Zeit gesund und kann über 90 Minuten powern. Der Lohn: Schon fünf Saisontore, davon zweimal das Tor der Woche bei OSTSPORT.TV.

Als Geheimtipp gilt Elias Kratzer (23) vom Greifswalder FC, der keinerlei Anlaufzeit im neuen Umfeld und im hochkarätig besetzten Team brauchte (zwei Tore, zwei Vorlagen). Zudem besticht er durch seine Flexibilität, spielte schon auf beiden Außenpositionen im Mittelfeld, als Rechtsverteidiger und zweiter Stürmer.

Beim zweiten Höhenflieger aus Babelsberg drehten vor allem die neu verpflichteten Samir Werbelow und Ilir Qela (beide 22) auf. Ersterer punktete als agile Anspielstation in der Offensive, Qela erzielte schon zwei fulminante Tore aus der Distanz.

Und sonst noch? Der Zuschauerschnitt der Regionalliga Nordost erreicht neue Sphären

Seit dem Regionalliga-Aufstieg pilgern teilweise größere Scharen Fans zum FC Rot-Weiß Erfurt als zu Drittliga-Zeiten.
Seit dem Regionalliga-Aufstieg pilgern teilweise größere Scharen Fans zum FC Rot-Weiß Erfurt als zu Drittliga-Zeiten.  © Picture Point / Gabor Krieg

Bereits am ersten Spieltag der Saison zeigte sich, dass die Regionalliga Nordost boomt wie nie zuvor! Viele Klubs wie der FSV Zwickau, Carl Zeiss Jena, der Chemnitzer FC oder Energie Cottbus sind in den jüngsten Jahren aus der 3. Liga abgestiegen und haben eine große Fanbase aufgebaut, die trotz Abstiegen zu ihren Klubs hält.

Bei Rot-Weiß Erfurt hatte die Insolvenz und die Auflösung der Regionalmannschaft 2020 eine heilende Wirkung. Viele Fans berichten, dass es selbst zu Drittliga-Zeiten nie eine solche Euphorie um RWE herrschte wie aktuell.

Die Thüringer sind mit 6784 Zuschauern im Schnitt nach drei Heimspielen der Krösus in dieser Kategorie, außerdem sportlicher Tabellenführer.

Ligaweit übertrifft der bisherige Schnitt (3064 Zuschauer pro Spiel) die Werte der Vorsaison (2302 im Schnitt) und aller Zeiten um Längen. Bundesweit werden mit diesen Zuschauermassen auch die Regionalliga West (2166 Fans pro Partie) und die Südwest-Staffel abgehängt (1648).

Jedoch ist der Zuschauer-Run der Nordost-Staffel Fluch und Segen zugleich, denn seit Einführung der eingleisigen 3. Liga spielten in dieser nie so wenige Vereine (Dynamo Dresden, Erzgebirge Aue, Hallescher FC) wie in dieser Serie.

Titelfoto: Bildmontage: PICTURE POINT / Roger Petzsche, PICTURE POINT / Gabor Krieg

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