Abstiegskandidaten der Regionalliga Nordost: Für TeBe und Germania Halberstadt wird es richtig eng!
Deutschland - Zwei Vereine sind besonders gefährdet! Für Tennis Borussia Berlin und den VfB Germania Halberstadt wird es in der neuen Saison der Regionalliga Nordost nur um den Klassenerhalt gehen. Sie sind allerdings nicht die einzigen Klubs, die den Blick nach unten richten müssen. Die TAG24-Vorschau dazu und >>hier zu den Meisterkandidaten.
Die Veilchen haben nach der überragenden Vorsaison einen kräftigen Aderlass zu verkraften. Die meisten Leistungsträger und alle (!) Unterschiedsspieler sind weg.
Der neue Trainer Abu Njie (48) gab bei der Saisoneröffnung gegen Roter Stern Leipzig (6:1) zu, dass man viele dieser Kicker habe halten wollen und zudem nach Verstärkungen Ausschau halte, man mit zahlungskräftigeren Konkurrenten aber nicht mithalten könne.
Das ist am Kader fast schon überdeutlich zu erkennen. Mit Stammkeeper Karl Albers (19), Innenverteidiger Nemanja Samardzic (25), Kapitän Tim Oschmann (28), Mittelfeldmann Efe Önal (23) und Sturmsprinter Ruben Travassos (20) verfügt man immerhin noch über eine kleine Achse der Vorsaison.
Ansonsten ruhen die Hoffnungen auch auf drei Akteuren, die Njie vom sang- und klanglos abgestiegenen SV Tasmania Berlin mitgebracht hat. Dem in der Vorbereitung immer wieder unsicher agierenden Abwehrmann Lucas Bähr (29), dem technisch versierten, aber inkonstanten Linksverteidiger Mert Sait (24) und Sturmbrecher Thomas Brechler (36), der zu viele Chancen liegen lässt.
Mit Maurice Opfermann Arcones (22, VfB Homberg) und Flügelflitzer Botond Bach (22, VSG Altglienicke) konnte TeBe immerhin noch zwei weitere Kicker mit Regionalliga-Erfahrung und -Format verpflichten. Kurzfristig gaben die Veilchen zudem am Donnerstag bekannt, dass der talentierte Innenverteidiger Malik Ceesay (21, Tas), der veranlagte Angreifer Emincan Tekin (19) und Defensivmann Mustafa Karaman (21, Türkiyemspor) das Team verstärken.
Tennis Borussia Berlin setzt auf viele sehr junge Kicker und spielte eine durchwachsene Vorbereitung
Die anderen Neuzugänge um Karim Ali-Saleha Björn Heydemann (beide 19, beide eigene A-Junioren), Julian Damelang (18, RSV Eintracht 1949), Justin Neumann (21, SC Staaken) sind blutjung und haben noch nie in dieser Liga gespielt.
In der Vorbereitung zeigte sich TeBe auch dementsprechend weit von Viertliga-Niveau entfernt. Gegen Roter Stern agierte die Mannschaft erschreckend schwach, gegen den Berlin-Ligisten TSV Rudow (3:1) war Njies Truppe zwar schon abgestimmter und weiter, doch Tempo, Kreativität und Torgefahr gingen dem Team (noch?) ab.
So müssen der frühere Zweitliga-Profi und sein jüngerer Bruder sowie Co-Trainer Momar (46) ihre neue Mannschaft schnell weiterentwickeln, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance haben möchten, die Klasse zu halten.
Schließlich ist die Spielklasse im Vergleich zur Vorsaison deutlich stärker geworden, weil gleich fünf Klubs abgestiegen sind. Schwächer besetzte Konkurrenten sind deshalb Mangelware.
Lediglich Halberstadt kann man noch in diese Kategorie einordnen. Der VfB hat - wie Tennis Borussia - viele eher unbekannte Spieler verpflichtet, mit dem Transfer vom vielseitig einsetzbaren, sehr talentierten, aber auch verletzungsanfälligen Offensivwirbler Irwin Pfeiffer (24, ehemals Hertha BSC II, FC St. Pauli II) allerdings einen guten Griff getätigt.
VfB Germania Halberstadt und SV Lichtenberg 47 werden wohl nur um den Klassenerhalt kämpfen
Auch Linksverteidiger Pascal Hackethal (22, SV Werder Bremen II), der zentrale Abwehrmann Bastian Schrewe (20, BFC Dynamo) und Ilir Gjuzi (18, AS Monaco Jugend) könnten sich bei der Mannschaft von Trainer Andreas Petersen (62) zu Leistungsträgern entwickeln.
Mit Keeper Lukas Cichos (26), Abwehrhüne Patrick Baudis (25), Rechtsverteidiger Paul Grzega (24) und Linksaußen Stefan Korsch (23) steht das Germania-Gerüst und verfügt Halberstadt über einige gute Regionalliga-Spieler. Doch das dürfte im Normalfall kaum reichen, sofern mehr als ein Klub absteigt.
Da es im schlechtesten Fall sogar bis zu vier Vereine treffen könnte, ist fraglich, ob eine so junge Mannschaft (Durchschnittsalter aktuell 21,8 Jahre) in dieser gut besetzten Staffel bestehen kann.
Schließlich fehlt ihr neben der Erfahrung auch - im Vergleich zu anderen Teams - die individuelle Klasse. Deshalb wird man voraussichtlich trotz viel Elan Lehrgeld zahlen und zählt mit Tennis Borussia zu den größten Abstiegskandidaten.
Allerdings müssen sich auch andere Klubs nach unten orientieren. Etwa der SV Lichtenberg 47, der den größten Umbruch der vergangenen Jahre zu bewältigen hat. Erfolgstrainer Uwe Lehmann (40) hat nach neun Jahren aufgehört, mit Oliver Hofmann, Jonas Schmidt (beide 29), Nils Fiegen (28) und Ali Sinan (33) beendeten gleich vier Leistungsträger ihre Karrieren.
Neben dem SV Lichtenberg 47 muss auch der ZFC Meuselwitz aufpassen
Dazu hat man mit dem überragenden Techniker Tarik Gözüsirin (20, VfB Lübeck), dem exzellenten Linksverteidiger Philip Einsiedel (26, FSV Luckenwalde) und Außenbahnflitzer Oliver Maric (19, FC Viktoria 1889 Berlin) gleich drei weitere wichtige Stützen verloren.
Doch die Verantwortlichen blieben nicht untätig und verstärkten sich klug. Von Hertha BSC kamen die Talente Quentin Seidel (19, U19, Innenverteidigung) sowie Justin Weber (21, U23, Linksaußen), vom SV Babelsberg 03 der erfahrene zentrale Mittelfeldakteur Leonard Koch (27), vom SC Staaken der grazile Oberliga-Torjäger Efraim Gakpeto (30) und vom FSV Union Fürstenwalde der offensiv vielseitig einsetzbare Max Winter (21).
Mit dem für Viertliga-Verhältnisse überragenden Stammkeeper Niklas Wollert (27), Kapitän David Hollwitz (33), Abwehrtalent Paul Krüger (21), Vereins-Urgestein Sebastian Reiniger (33), dem dynamischen Linksverteidiger Richard Ohlow (29), Spiellenker Christian Gawe (29), Sturm-Routinier Philipp Grüneberg (30) und den Flügelspielern Hussein Chor (21) sowie Marius Ihbe (20) verfügt Lichtenberg über eine richtig gute Achse. Deshalb stehen die Chancen, die Klasse zu halten, gut, auch wenn man vermutlich im unteren Drittel landen wird.
Selbiges gilt für den ZFC Meuselwitz, der im Vergleich zur Vorsaison an Qualität und bekannten Namen verloren hat. Mit Benjamin Förster (32, BSG Wismut Gera), Tobias Becker (36, SSV Markranstädt), Rene Weinert (36, SV Schmölln), Sebastian Albert (35, Karriereende), Matthias Hamrol (28, BFC Dynamo), Ben-Luca Moritz (22, FC Rot-Weiß Erfurt), Jegor Jagupov (26, VfL Halle 96) und besonders Max Kulke (21, Rückkehr nach Leihe zu Dynamo Dresden) war der Aderlass groß.
ZFC Meuselwitz hat an Klasse verloren, verfügt aber noch immer über eine gute Achse
Mit Innenverteidiger Kilian Zaruba (20, Fürstenwalde), Sechser Thilo Gildenberg (21) sowie Rechtsaußen Johannes Pistol (20, beide FSV Optik Rathenow) bedienten sich die Zipsendorfer sich gleich dreimal bei Absteigern. Von Halberstadt schnappte man sich Nils Schätzle (22, defensives Mittelfeld) und Fabian Raithel (26, Linksverteidiger).
Dazu brachte der neue Coach Heiko Weber (57) mehrere Talente vom FC Carl Zeiss Jena mit zum ZFC und einige weitere veranlagte Nachwuchsakteure von anderen Klubs.
Immerhin hat Meuselwitz mit Linksverteidiger Nils Miatke (32), Mittelfeldmann Fabian Stenzel (35), Till Sechser-Talent Jacobi (19), Luca Bürger (26), Routinier Rene Eckardt (32), den Angreifern Florian Hansch (26), Andy Trübenbach (31) und Johann Martynets (24) einige für Viertliga-Verhältnisse überdurchschnittliche Spieler in den eigenen Reihen.
Läuft es halbwegs normal, müssten sich die schwer zu bespielenden und kampfstarken Zipsendorfer retten können.
Das gilt auch für den FSV 63 Luckenwalde, der bis auf Frederik Schmahl (19, TSG 1899 Hoffenheim II) alle Leistungsträger gehalten und sich mit Einsiedel sowie Sechser Daniel Hefele (20, Lüneburger SK Hansa) noch mal punktuell verstärkt hat.
FSV Luckenwalde und FC Rot-Weiß Erfurt wollen sich in der Regionalliga halten
Da im Verein ruhig gearbeitet wird und Coach Michael Braune (36) seine Truppe gekonnt weiterentwickelt, gehören auch die Brandenburger nicht zum engeren Kreis der Abstiegskandidaten. Gerade dann, wenn sich Luckenwalde für die intensive Spielweise öfter belohnen kann und vor dem gegnerischen Kasten abgezockter agiert.
Zu guter Letzt muss mit Erfurt auch ein Aufsteiger versuchen, sich von den hintersten Plätzen fernzuhalten. Dank der Fanpower und der Euphorie scheint dies möglich zu sein, allerdings haben die Thüringer einige Stammspieler verloren.
Besonders der Abgang von Edeltechniker Fatlum Elezi (24, VfL Sportfreunde Lotte) schmerzt, aber auch 16-Tore-Mann Tom Woiwod (21, FSV Fernwald), Stammkeeper Luca Petzold (20, SpVgg Bayreuth), Kevin Nsimba (24, Ziel unbekannt), Moulaye N'Diaye (28, SV Straelen) und Patrick Aguilar (23, FC Eilenburg) sind nicht mehr an Bord.
Dafür wurden mit Torhüter Franco Flückiger (31, Türkgücü München), Moritz, Erik Weinhauer (21, FC Einheit Wernigerode) und Simon Noah Roscher (20, Chemnitzer FC) bislang einige gute Akteure dazu geholt. Mit Kapitän Andrey Startsev (28) und den Stürmern Romario Hajrulla (23) sowie Artur Mergel (24) wirkt Erfurt für die Aufgabe Klassenerhalt gerüstet, muss als Neuling aber dennoch gehörig aufpassen.
Alle anderen Vereine sind - Stand jetzt - zu stark, um unten reinzurutschen.
Titelfoto: Stefan Bröhl/Picture Point/Gabor Krieg