Kommentar zum Trainer Sandro Wagner: Eines Tages Bundesliga
Unterhaching - Die SpVgg Unterhaching hat den Aufstieg in die 3. Liga gepackt und ließ vom ersten bis zum letzten Moment keinen Zweifel am Sieger der zwei Aufstiegsspiele gegen Energie Cottbus. Dieser Triumph ist vor allem die Leistung eines Trainernovizen, meint TAG24-Kommentator Lukas Schulze.
Die Pressekonferenz nach dem erreichten Drittliga-Aufstieg der SpVgg Unterhaching hatte bereits begonnen, als Josef Welzmüller (33) mit einem großen Bierglas bewaffnet den Raum stürmen und den Inhalt über seinen Trainer Sandro Wagner (35) ergießen wollte.
Doch nicht mit dem achtmaligen Nationalspieler! Wagner wies im Moment des größten Triumphs seinen Kapitän an, dem unterlegenen Gegner Respekt zu zollen und mit der Bierdusche zu warten.
Eine weitere bemerkenswerte Szene geschah in der Halbzeit: Wagner ergriff das Mikro des Stadionsprechers und heizte noch einmal das gesamte Publikum ein. Solch außergewöhnliche Aktionen sagen viel über die Qualitäten und den Charakter des 35-Jährigen aus.
Er hat es nicht nur geschafft, die SpVgg nach dem sang- und klanglosen Drittliga-Abstieg wiederzubeleben. Er hat sie auf seiner ersten Herrentrainer-Station direkt zum Aufstieg gegen eine hoch gehandelte Cottbuser Mannschaft geführt.
Allein dies ist eine Leistung, die als noch herausragender anzusehen ist, da Wagner am Montagmorgen die Abschlussprüfung seiner Trainer-A-Lizenz vor sich hatte.
Sandro Wagner legt sein Amt als Cheftrainer der SpVgg Unterhaching mit dem Drittliga-Aufstieg nieder
Nun legt der Trainer-Neuling nach gut zwei Jahren Trainersein eine selbstgewählte Pause ein und erliegt nicht den schnellen Verlockungen des Red-Bull-Imperiums.
Dabei wäre es der nächste logisch Schritt gewesen, nachdem er seinen Cottbuser Widersacher und Veteran Claus-Dieter Wollitz (57) mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zweimal "auscoachte".
Doch Wagner geht den Weg der kleinen Schritte: "Ich brauche erst Urlaub, bin durch. Das Jahr war viel zu viel, auch mit dem scheiß Fernsehen", gestand der 180-malige Bundesliga-Profi auf seiner letzten PK als Haching-Coach. Seine Tätigkeit als DAZN-Experte hat er aufgegeben, künftig wird er für das ZDF tätig sein.
Dass man den scheidenden Haching-Coach in Bundesliga-Stadien eher auf der Trainerbank als am TV-Pult wiedersehen wird, scheint nach seinen jüngsten Auftritten wahrscheinlich.
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa, Eric Münch