Hitzlsperger über sein Coming-out: "Wenn ich das ausspreche, haben wir ein Problem in der Kabine"

Hamburg - Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass sich Fußball-Profi Thomas Hitzlsperger (heute 41) als homosexuell outete. Am Mittwoch-Abend spricht er im Talk bei Markus Lanz (54) über die am Dienstag erschienene Dokumentation "Das letzte Tabu" (Amazon Prime) und seine damaligen Ängste.

Thomas Hitzlsperger (41, r.) war der erste deutsche Profifußballer, der sich 2014 kurz nach seinem Karriereende als homosexuell outete.
Thomas Hitzlsperger (41, r.) war der erste deutsche Profifußballer, der sich 2014 kurz nach seinem Karriereende als homosexuell outete.  © ZDF/Markus Hertrich

"Das ist ja wie Wahnsinn - da sitzt heute eine historische Figur", leitete Markus Lanz scherzhaft das Thema des Abends ein.

Es geht um Hitzlspergers Outing, das im Januar 2014 wie eine Bombe einschlug. Bis heute ist kein weiterer deutscher Spieler seinem Beispiel gefolgt.

Auch Hitzlsperger fasste den Mut dazu erst nach seinem Karriereende: Ein Medienanwalt habe ihn 2012 in seiner aktiven Zeit beim VfL Wolfsburg tunlichst davon abgeraten.

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Der Ex-Nationalspieler spricht darüber, dass er damals noch nicht so gefestigt in seiner Persönlichkeit gewesen sei. Außerdem hätten ihn "echte üble Kommentare" seiner Mitspieler zu dem Thema Homosexualität abgeschreckt.

Hitzlsperger rekapituliert: "Wenn ich das jetzt ausspreche, haben wir ein Problem in der Kabine [...] ich war zu der Zeit kein Stammspieler mehr, war nicht so bedeutend."

Oft seien Diskussion über private Themen unter Teamkollegen ein "Testballon" gewesen nach dem Motto: "Was würden wir machen, wenn wir einen schwulen Mannschaftskollegen hätten?"

Markus Lanz hatte Thomas Hitzlsperger und Lena Cassel zu Gast

Lebhafte Diskussion in der Talkshow von Moderator Markus Lanz (54), l.) mit seinen Gästen Lena Cassel (29, M.) und Thomas Hitzlsperger (41, l.).
Lebhafte Diskussion in der Talkshow von Moderator Markus Lanz (54), l.) mit seinen Gästen Lena Cassel (29, M.) und Thomas Hitzlsperger (41, l.).  © ZDF/Markus Hertrich

Als Hitzlsperger zwei Jahre später von der Bildfläche verschwunden war, ging er mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit.

Die in der Talkshow geladenen Sportjournalistin Lena Cassel (29, früher Hertha BSC) erinnert sich: "Ich hab' mich gefreut, dass endlich jemand den Mut hat, nach vorne zu gehen."

Im Laufe der Debatte kommen beide auf den Nenner, dass Homosexualität ein "Männersportproblem" sei und "kein rein fußballerisches". Insbesondere in den großen deutschen Sportarten Fußball, Basketball, Handball sind öffentlich keine schwulen Männer bekannt.

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Cassel: "Der Männerfußball im Speziellen ist nach wie vor ein Habitat, wo toxische Männlichkeitsstrukturen weiter der Status Quo sind."

Darum sagt auch Hitzlsperger: "Jede Kabine ist anders", es gäbe Teamstrukturen, wo er besser nichts sagen würde. Anderseits seien "alle Ängste, die ich hatte, nicht eingetreten [...] der mutigste Schritt war, es meinen Eltern zu sagen."

Bis heute haben sich weltweit nur sieben Profi-Fußballer während ihrer aktiven Karriere geoutet. Hitzlsperger selbst erklärte jüngst, dass "sich nicht ansatzweise so viele homosexuelle Spieler outen, wie es gibt."

Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Markus Hertrich

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