Timo Hildebrand erklärt, warum er sich in der "Männerwelt" Fußball nie wohlgefühlt hat
Stuttgart - Eine Karriere mit Höhen und Tiefen! Ex-Nationalkeeper Timo Hildebrand (42) spricht in der Doku "Der Klischee-Brecher" über die Schattenseite des Profifußballs.
"Der VfB Stuttgart war für mich die beste Zeit in meiner Karriere", so Hildebrand, der mit den schwäbischen Jungen Wilden Anfang der 2000er ganz Fußball-Deutschland begeisterte.
Unvergessen sein anhaltender Rekord, den er 2003/04 aufstellte: saisonübergreifend blieb Hildebrand 884 Minuten ohne Gegentor.
2007 dann der Höhepunkt: die überraschende Deutsche Meisterschaft mit Stuttgart, die allerdings gleichzeitig einen Wendepunkt in Hildebrands Karriere darstellt.
So zog es den damals 28-Jährigen ins Ausland zum FC Valencia, wo er keine "einfache und keine schöne Zeit" erleben sollte.
"Es gab Spiele, in denen ich auf Autopilot im Tor stand und gar nicht wusste, wie ich die Bälle gehalten habe. Oder ich war froh, dass nichts aufs Tor kam", gibt Hildebrand Einblick in sein damaliges Seelenleben.
Beim FC Schalke 04 hatte Timo Hildebrand ein neues Zuhause gefunden
"Klar, das sind extreme Phasen, aber dir bleibt ja auch gar nichts anderes übrig, als zu sagen, du spielst trotzdem", so Hildebrand weiter.
Immer wieder spricht er in der Dokumentation von der "brutalen Leistungsgesellschaft" im Fußballgeschäft. Einer "Männerwelt", in der Selbstzweifel tabu sind. Wohlgefühlt habe er sich darin nie.
Den Tiefpunkt erreichte er in den Jahren nach Valencia, in denen er sich teilweise als arbeitsloser Torwart auf einem Sportplatz bei Pforzheim fit hielt.
Es sei schwierig gewesen, ins Blaue rein zu trainieren, ohne zu wissen, wie und ob es überhaupt weitergeht, so Hildebrand. Er ist zum Training auf den Platz gegangen, und sein Akku war schon von Beginn an leer: "Ich war mental am Boden, hatte keinen Bock zu trainieren, für was auch?", fragte sich der Keeper.
Sportlich lief es dann nochmal besser. "Auf Schalke habe ich ein neues Zuhause gefunden", so Hildebrand, der inzwischen wieder in Stuttgart lebt und sich mit seiner Laufbahn längst versöhnlich gibt. Heute weiß er: "Das wirklich wichtige im Leben habe ich erst nach meiner Karriere gelernt."
Titelfoto: Fredrik von Erichsen/dpa