Top-Schiedsrichterin will nicht auf Aussehen reduziert werden: "Habe gelitten"

Elbasan (Albanien) - Am heutigen Donnerstag leitet Emanuela Rusta (30) das Spiel der Women's Champions League zwischen Sporting Lissabon und Real Madrid, längst zählt die albanische Schiedsrichterin zur Elite ihrer Zunft. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung kommen ihre Leistungen an der Pfeife oft zu kurz.

Emanuela Rusta (30, M.) ist seit 2019 als FIFA-Schiedsrichterin aktiv und leitete als erste Frau ein Spiel in der albanischen Kategoria Superiore.
Emanuela Rusta (30, M.) ist seit 2019 als FIFA-Schiedsrichterin aktiv und leitete als erste Frau ein Spiel in der albanischen Kategoria Superiore.  © Adnan Beci/AFP

"Sie sollen sich auf meine Professionalität konzentrieren und nicht auf andere Dinge", wird die 30-Jährige von der spanischen Tageszeitung "Marca" zitiert.

Mit "anderen Dingen" meint sie vor allem ihr Aussehen. Einige Schlagzeilen aus der Vergangenheit hätten die Unparteiische dahingehend ziemlich genervt.

"Sexy Schiedsrichterin treibt die Temperaturen in die Höhe" schrieb demnach eine Zeitung über sie. Bei einem CL-Duell 2022 soll Rusta allen die "Show gestohlen" haben, obwohl sie lediglich als Vierte Offizielle zum Einsatz gekommen war.

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"Man muss hart kämpfen, um akzeptiert zu werden. Man muss die Gläserne Decke in Stücke schlagen", beschrieb die Referee-Dame ihre Erfahrungen in der von Männern dominierten Schiri-Welt.

"Schiedsrichter zu sein, ist keine Frage des Geschlechts, sondern der Kompetenz", versicherte die Albanerin. "Um gute Entscheidungen zu treffen, muss man die Spielregeln perfekt kennen, aber auch körperlich fit sein und eine hohe Konzentrationsfähigkeit haben."

Emanuela Rusta ist die erste FIFA-Schiedsrichterin aus Albanien

Neben ihrer Schiri-Tätigkeit arbeitet Emanuela Rusta weiterhin als Sportlehrerin in Albanien.
Neben ihrer Schiri-Tätigkeit arbeitet Emanuela Rusta weiterhin als Sportlehrerin in Albanien.  © Adnan Beci/AFP

Fit ist Rusta definitiv. In ihrer Jugend spielte sie zunächst Basketball, bevor der Fußball ihr Herz eroberte. Später studierte sie Sport und ist noch heute als Sportlehrerin an der Mittelschule in ihrer Heimstadt Elbesan aktiv.

Im März 2019 leitete sie schließlich als erste Frau ein Spiel der Kategoria Superiore, des albanischen Oberhauses der Männer. Im selben Jahr wurde sie zudem die erste FIFA-Schiedsrichterin ihres Heimatlandes.

Seitdem hatte Rusta schon in der Women's Nations League sowie der EM- und WM-Quali der Frauen die Pfeife im Mund, am heutigen Donnerstag folgt nun ihr CL-Debüt.

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Trotzdem sei die Unparteiische immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert gewesen und habe sogar ihren Instagram-Account aufgrund sexistischer Nachrichten schließen müssen.

"Ich bin gefallen, ich habe gelitten, ich habe geweint, ich musste meine Tränen herunterschlucken, aber jedes Mal habe ich mich entschieden, aufzustehen und zu kämpfen", so die 30-Jährige.

Sie hoffe, dass "der Tag nicht mehr fern ist, an dem vier Frauen ein Top-Spiel der Männer leiten" werden.

Titelfoto: Adnan Beci / AFP

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