Streit bei den Roten Teufeln: Tedesco "schockiert", Courtois "enttäuscht"
Tallinn (Estland) - Ein Teamplayer scheint er nicht zu sein! Thibaut Courtois (31), Real-Madrid-Star und langjähriger Torwart des belgischen Nationalteams, sorgte für gewaltiges Aufsehen, als er am Sonntag nicht zur Abreise der Belgier zum EM-Qualifikationsspiel gegen Estland (Dienstag, 20.45 Uhr) erschien.
Als dies am Montag bekannt wurde, schwirrten zahlreiche Gerüchte über die Hintergründe von Courtois' Entscheidung durch die Gegend.
Von einer Verletzung war die Rede, die Daily Mail berichtete von Hochzeitsplanung, vor allem aber schien es um die Unzufriedenheit des Torwarts mit der Trainerentscheidung zu gehen, wer in Abwesenheit des verletzten Kevin De Bruyne (31) die Kapitänsbinde tragen sollte.
Das bestätigte Belgiens Trainer Domenico Tedesco (37) auf einer Pressekonferenz vor dem Länderspiel in Tallinn!
Eigentlich sei mit den Stellvertretern De Bruynes, Courtois und Romelu Lukaku (30), gemeinsam entschieden worden, dass Lukaku die Binde gegen Österreich [am vergangenen Samstag] tragen solle und Courtois gegen Estland, erzählte der Ex-Schalke-Coach.
"Das war für alle in Ordnung, aber nach dem Spiel wollte er plötzlich mit mir reden und sagte, er würde nach Hause gehen, weil er enttäuscht und gekränkt sei", zeigte sich der Trainer irritiert.
Tedesco erklärte: "Ich habe von Anfang an versucht, ihm die Wertschätzung entgegenzubringen, die er verdient. In meinen Augen ist er der beste Torhüter der Welt. Ich liebe ihn als Torwart, aber auch als Mensch. Ich bin schockiert!"
Die mutmaßliche Knieverletzung als Grund für die Abwesenheit des Keepers dementierte der Coach: "Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es eine Verletzung ist, aber ich kann nicht lügen."
Ist er nun verletzt oder nicht? Thibaut Courtois' Abreise vom Nationalteam schlägt Wellen
Courtois selbst sieht die Angelegenheit jedoch naturgemäß ganz anders: Auf Instagram meldete sich der Torhüter am späten Montagabend zu Wort und bezog Stellung zu Tedescos Vorwürfen.
"Heute Nachmittag war ich überrascht, als ich die Pressekonferenz des Trainers hörte, in der er eine teilweise und subjektive Darstellung eines privaten Gesprächs gab, das wir nach dem Spiel gegen Österreich führten", schrieb der 31-Jährige.
Er sei tief enttäuscht, dass Teile von privaten Gesprächen an die Öffentlichkeit getragen wurden. Die Einschätzung des Trainers entspreche jedoch nicht der Realität, er habe nie etwas gefordert oder einen persönlichen Vorteil erlangen wollen.
Außerdem habe er am Sonntagnachmittag eine Untersuchung seines Knies gehabt, nach der in Absprache mit den Ärzteteams von Real Madrid und der Nationalmannschaft die Entscheidung getroffen worden sei, dass er das Trainingslager verlasse.
Auch seine Verlobte postete demonstrativ ein Foto mit Courtois' getaptem Knie in ihrer Instagram-Story.
Offen ist nun, wie es um Courtois' Zukunft im belgischen Nationalteam bestellt ist. Dazu wollte sich der Trainer nicht weiter äußern: Man werde nach dem Spiel gegen Estland sehen, wie es im September weitergehe.
Titelfoto: Bildmontage: Kurt Desplenter/Belga/dpa, Tom Weller/dpa