"Sche** Team und sche** Spieler": Ajax schmeißt Trainer raus
Amsterdam (Niederlande) - Man reibt sich die Augen und kann es kaum glauben: Der niederländische Rekordmeister und Champions-League-Sieger von 1995, Ajax Amsterdam, steht in der ersten niederländischen Liga, der Eredividisie, auf einem Abstiegsplatz. Der Trainer Maurice Steijn (49) wurde nun gefeuert.
Das ist der logische Schluss, nach turbulenten Wochen und Monaten.
Ajax Amsterdam konnte am Sonntag nicht einmal den Tabellenletzten Utrecht schlagen.
Beim Auswärtsspiel gerieten die Hauptstädter der Niederlande mit 0:2 in Rückstand, konnten aber mit einem Doppelpack von Kristian Hlynsson (19) und einem verwandelten Elfmeter von Steven Bergwijn (26) das Spiel zu einem 3:2 drehen.
Doch dann begann erst das Drama. Jens Toornstra (34) glich wenige Minuten nach dem Ajax-Führungstreffer in der 71. Minute aus, und es deutete nicht darauf hin, dass Ajax noch der Siegtreffer gegen das Tabellenschlusslicht gelingen würde.
Die Stimmung im Stadion war wahnsinnig aufgeheizt, was im Land der Tulpen keine Seltenheit ist. Erst im September wurde der "Klassieker" Ajax gegen Feyenoord Rotterdam wegen der "Fans" abgebrochen.
Ajax Amsterdam so schlecht wie seit über 50 Jahren nicht
Im Utrechter Stadion warfen die Zuschauer Gegenstände auf das Spielfeld. In der 89. Minute führte das zu einer Unterbrechung des Spiels durch den Schiedsrichter. Die Spieler beider Mannschaften verließen für fast eine Viertelstunde das Spielfeld.
Nach Wiederanpfiff passierte das, was passieren musste: Utrecht machte dank Oscar Luigi Fraulo (19) in der 90. Minute das 4:3 und beförderte das glorreiche Ajax tatsächlich auf einen direkten Abstiegsplatz.
Denn eine Antwort hatten die Profis des Chaos-Klubs auf diesen Treffer nicht mehr.
Ajax erlebt mit fünf Punkten aus sechs Spielen den schlechtesten Saisonstart seit über 50 Jahren. Sowohl bei den Fans, als auch bei Spielern, Trainern und dem Management liegen die Nerven komplett blank.
Am Montagabend zog der Klub die Notbremse und trennte sich vom Trainer Maurice Steijn! Der Niederländer war erst seit dem 1. Juli im Amt.
Der Rauswurf von Maurice Steijn ist nur ein weiterer Stein in der großen Ajax-Baustelle
Diese Entscheidung ist ein weiterer Baustein der personellen Planlosigkeit und Überforderung in der Ajax-Führung.
Ende der letzten Saison deute sich der jetzige Untergang schon an. Nach einem enttäuschenden dritten Platz in der Abschlusstabelle weigerte sich der Verein, die Meisterschaft der Ajax-Frauen mit einer großen Party zu feiern.
Da war klar: Irgendetwas stimmt mit der Vereinsführung nicht.
Edwin van der Sar und Klaas-Jan Huntelaar sind weg - wie viele andere
Es gab aber noch mehr Indizien.
Ex-ManUnited-Keeper Edwin van der Sar (52) gab am 1. Juni "aus privaten Gründen" seinen Posten als Geschäftsführer ab. Kurz darauf erlitt der 52-Jährige Hirnblutungen, die der Ex-Nationalspieler Hollands Gott sei Dank überlebte!
Vor vier Wochen trat der Aufsichtsratsvorsitzende Pier Eringa (62) zurück.
Ende September trennte man sich vom Sportdirektor Sven Mislintat (50) wegen Interessenskonflikten bei einem Transfer. Der 50-Jährige war nur vier Monate im Amt.
Ex-Schalke-Star Klaas-Jan Huntelaar (40) übernahm zuletzt mehr Verantwortung im Management von Ajax, gab sie aber erst vor wenigen Tagen aufgrund einer Burnout-Erkrankung wieder ab.
Also von Führung kann zurzeit absolut nicht gesprochen werden. Oder liegt es nicht an der Führung? Rafael van der Vaart (40) fand während der Spielberichtserstattung am Sonntag im niederländischen Fernsehen klare Worte.
"Ich sehe ein sche** Team, mit sche** Spielern", sagte der Ex-HSV-Profi.
Louis von Gaal soll von Portugal aus helfen
Was kann den Traditionsclub noch vor dem Schalke- und HSV-Syndrom bewahren?
Der rettende Strohhalm ist im Moment der "Tulpengeneral": Louis van Gaal (72). Der Ex-Bayern-Trainer ist seit Anfang Oktober als externer Berater tätig. "Ich möchte Ajax helfen", so der ehemalige niederländische Nationaltrainer.
Der gute Wille sei anerkannt, aber wie das genau vonstattengehen soll, ist unklar. Denn der Lebensmittelpunkt des 72-Jährigen ist zurzeit eigentlich in Portugal.
zuletzt aktualisiert um 20.20 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Bas CZERWINSKI / ANP / AFP, Olaf KRAAK / ANP / AFP