Özil-Hammer! Ex-Nationalspieler soll bei Wahl für Erdogan-Partei antreten
Ankara (Türkei) - Vom Rasen in die Politik? Kaum hängen die Treter von Mesut Özil (34) endgültig am Nagel, da widmet sich der Weltmeister von 2014 offenbar auch schon der nächsten Aufgabe von Tragweite. Der Ex-Nationalspieler soll für die Regierungspartei der Türkei kandidieren.
Laut einem Bericht des türkischen Nachrichtenportals Haber7 steht der ehemalige Star-Kicker auf der Kandidatenliste der AKP für die anstehende Präsidentschafts- und Parlamentswahl am 14. Mai.
Recep Tayyip Erdoğan (69) - Parteivorsitzender und amtierender Präsident des Landes - hatte demnach bereits im Vorfeld "überraschende Namen" auf den Listen angekündigt. Darunter Schriftsteller, Zeichner, Intellektuelle - und ein Sportler.
Bei Letzterem handelt es sich wohl um Özil, der als Kandidat der AKP in Istanbul oder Zonguldak gelistet sein soll.
Völlig überraschend kommt die Nähe des filigranen Ballvirtuosen zum autoritären Präsidenten und seiner Partei keinesfalls. Erdoğan und der 92-fache DFB-Akteur pflegen schon seit längerer Zeit ein gutes, ja sogar freundschaftliches Verhältnis.
2019 war der umstrittene Machthaber Trauzeuge auf der Hochzeit des gebürtigen Gelsenkircheners, vor der WM 2018 ließ sich der Linksfuß außerdem zusammen mit seinem Nationalmannschaftskollegen Ilkay Gündogan (32) sowie dem Politiker ablichten.
Mesut Özil ließ sich 2018 mit Recep Tayyip Erdoğan fotografieren und erhielt viel Gegenwind
Das Foto schlug hohe Wellen, die "Erdoğan-Affäre" gipfelte schließlich in Özils Rücktritt aus dem DFB-Team nach dem frühen Aus beim Turnier in Russland.
Der folgenreiche Schnappschuss dürfte vielleicht nicht die Alleinschuld an der Entscheidung tragen, allerdings distanzierte sich der damalige Arsenal-Star trotz reichlich Gegenwind explizit nicht vom türkischen Präsidenten und dessen kontroversen Ansichten und warf den "hochrangigen DFB-Offiziellen" und den Medien in seiner Abschiedsbotschaft anschließend Rassismus vor.
Apropos Botschaft: In den sozialen Netzwerken hielt Özil mit seiner politischen Meinung bislang ohnehin nicht gerade hinterm Berg.
So hat er sich bereits wiederholt für die Befreiung der Palästinenser eingesetzt. Ein Thema, dass sich auch Erdoğan gern zunutze macht, meistens jedoch in Verbindung mit antisemitischen Parolen sowie der Verharmlosung des Holocausts.
Darüber hinaus kritisierte Özil 2019 die Situation der muslimischen Minderheit der Uiguren in China und prangerte das Schweigen der muslimischen Staaten diesbezüglich an.
Die verärgerte Reaktion von chinesischer Seite ließ nicht lange auf sich warten, der FC Arsenal distanzierte sich daraufhin von den Aussagen des eigenen Spielers.
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