"Jetzt hörst Du uns zu": Krisen-Kicker kassieren emotionale Standpauke im Stadion!
Lyon (Frankreich) - Deutlicher Weckruf! Die Fans von Olympique Lyon haben die Nase schon nach vier Spielen gestrichen voll, denn der französische Spitzenklub kauert mit nur einem Punkt am Tabellenende. Eine bewegende Ansprache sollte die kriselnden Profis nun wachrütteln.
Nach der 1:4-Klatsche am Sonntagabend gegen PSG war der Fehlstart von "OL" endgültig perfekt und die Atmosphäre im heimischen Groupama Stadium zum Schneiden.
Mit gesenktem Kopf schlich das Team anschließend vor die Nordkurve, um sich wenigstens angemessen für die Unterstützung zu bedanken. Doch dann griff ein Zuschauer, bei dem es sich laut Le Parisien um einen Ultra-Anführer handelte, zum Megafon und las den Kickern ordentlich die Leviten.
"Wenn es in dieser Umkleidekabine Führungskräfte gibt, haben sie nicht mehr das Recht zu schweigen", startete der Anhänger seine Standpauke. Selbige Worte prangten hinter ihm auch von einem ausgebreiteten Transparent.
Die sichtlich niedergeschlagenen Lyon-Akteure lauschten gespannt, aber ein Profi hielt sich kurz die Hand vor den Mund und sagte etwas zu seinem Kollegen. "Du musst dich nicht hinter deinen Fingern verstecken, wenn Du etwas sagen willst, kein Problem, wir können danach diskutieren, jetzt hörst Du uns zu", stellte der Fan klar.
"Ihr tragt das Trikot von Olympique Lyon. Andere vor Euch haben es strahlen lassen, Ihr habt nicht das Recht, es zu beschmutzen", ermahnte er die Stars.
Video der Ultra-Standpauke für die Spieler von Olympique Lyon
Olympique Lyon lechzt nach dem Glanz vergangener Tage
Dann fuhr der Mann fort: "Der Transfermarkt ist zu, Ihr seid da. Wir wollen an Eurer Seite stehen, aber das müsst Ihr Euch verdienen. Wir lieben und respektieren dieses Trikot."
"Wir können Euch Liebe schenken, aber wir erwarten, dass auch Ihr unser Trikot respektiert, Euch auf dem Platz zerreißt und wenn wir Gegentore fressen, dann mit erhobenem Haupt. Vorwärts OL", schloss er sein emotionales Statement ab.
In den "Nuller"-Jahren mauserte sich Lyon zum Krösus der französischen Ligue 1 und holte satte sieben Meistertitel am Stück. 2011 stieg Katar allerdings bei Paris Saint-Germain ein und bewirkte damit eine grundlegende Umwälzung der Kräfteverhältnisse.
Von dem Machtwechsel hat sich Olympique nie mehr gänzlich erholt, obwohl mit Alexandre Lacazette (32), Riesentalent Rayan Cherki (20) und Ex-Bayern-Star Corentin Tolisso (29) immer noch Top-Spieler im Kader stehen. Dazu kann an der Rhône auf eine hervorragende Jugendarbeit gebaut werden.
Das schützt aber nicht vor sportlichem Misserfolg, wie auch der frühere Rekordmeister, direkte Nachbar und heutige Zweitligist AS Saint-Étienne zu spüren bekam.
In der vergangenen Saison verpasste Lyon als Tabellensiebter bereits die Qualifikation für das internationale Geschäft, mittlerweile scheinen sogar Vereine wie Vizemeister RC Lens oder Stade Rennes in der ligainternen Hackordnung vorbeigezogen zu sein.
"Die Wut ist verständlich", erklärte Coach Laurent Blanc (57) nach Abpfiff. "Wir haben einen katastrophalen August hinter uns, ein Punkt aus vier Spielen, das ist Olympique Lyon nicht würdig. Die Spieler und Fans müssen an einem Strang ziehen, auch wenn es kompliziert ist."
Titelfoto: Jeff PACHOUD / AFP