Fußballklub will Vergewaltiger verpflichten: Stadt droht mit Räumung des Vereinsgeländes
Glasgow (Schottland) - Der schottische Amateurklub Glasgow United will einen Spieler verpflichten, der einst sogar für die schottische Nationalmannschaft spielte. Doch dessen Abstieg hat einen Grund: In einem Zivilprozess wurde er wegen Vergewaltigung verurteilt. Und genau deshalb droht dem Verein nun der Rausschmiss vom Klubgelände!
David Goodwillie (34) soll 2011 gemeinsam mit einem anderen Fußballer eine Frau vergewaltigt haben.
Während es nie einen Strafrechtsprozess zu dem Fall gab, wurden die beiden Spieler 2017 in einem Zivilprozess für schuldig befunden und zu einer Schadenersatzzahlung in Höhe von 100.000 Pfund (rund 116.000 Euro) verurteilt.
Seither tut sich Goodwillie schwer damit, einen Klub zu finden - und auch dieses Mal könnte das Engagement schon wieder beendet sein, bevor es angefangen hat.
Denn nachdem er in einem Freundschaftsspiel für Glasgow United aufgelaufen war, drohte der Stadtrat von Glasgow mit der Räumung des Vereinsgeländes, sollte der Schotte verpflichtet werden. Und könnte das potenziell sogar durchsetzen: Das Greenfield Football Centre, wo der Klub seine Trainings bestreitet, gehört der Stadt.
Susan Aitken, Vorsitzende des Stadtrats, teilte in einem Statement mit: "David Goodwillie ist vor Gericht als Vergewaltiger verurteilt worden. In mehr als zwölf Jahren hat er jedoch nie irgendeine Art von Reue oder Schuldgefühlen gezeigt. Jeder Verein, der ihn unter Vertrag nimmt, macht damit eine klare Aussage über seine Einstellung zur Sicherheit von Frauen und Mädchen - sowohl im Sport als auch in seiner Gemeinschaft."
Und weiter: "Es wäre eine ungeheuerliche Entscheidung, die in krassem Widerspruch dazu steht, wie Gemeinschaftseinrichtungen wie Greenfield geführt werden sollten. Ich habe die Beamten gebeten, die Vereinbarung zwischen dem Stadtrat und Glasgow United zu überprüfen, und habe deutlich gemacht, dass ich bereit bin, dass die Stadt aussteigt."
Trotz Rauswurf-Drohung: Glasgow United steht hinter David Goodwillie
Krasse Drohung gegen den Fußballklub! Doch dieser lässt sich von Aitkens Worten nicht einschüchtern.
Der Verein stehe hinter Goodwillie, ließ ein Sprecher von Glasgow United Sky zufolge verlauten.
"David Goodwillie wurde nie wegen dieser Straftat angeklagt. Er hat keine Vorstrafen und war noch nie in einem Strafregister eingetragen. Wie kann er Reue oder Schuldgefühle für etwas zeigen, von dem er standhaft behauptet, dass er es nicht getan hat?", fragte er.
"Wir könnten uns leicht aus der Affäre ziehen, wie jeder andere Verein vor uns, aber das werden wir nicht tun. Wir unterstützen David bei seiner psychischen Gesundheit und werden dies auch weiterhin tun", sicherte er dem Stürmer zu.
Und schloss sein Statement mit: "Diese Hexenjagd dauert schon viel zu lange, und es ist inakzeptabel, das Leben eines Menschen als politischen Spielball zu benutzen."
Ob Susan Aitken ihren Worten nun Taten folgen lässt und das Gelände räumen lässt, ist noch nicht bekannt.
Titelfoto: GRAHAM STUART / AFP