300 Kilometer für 12 Minuten! Deutscher Trainer durchlebt kuriosen Regel-Zirkus
Brüssel (Belgien) - Andere Länder, andere Sitten! Es war eine Regel-Farce sondergleichen, die der deutsche Coach Florian Kohfeldt (41) am Wochenende in Belgien miterleben musste. Am heutigen Mittwoch fand sie ihren strapaziösen, aber immerhin halbwegs versöhnlichen Abschluss.
Rund 140 Kilometer fuhr der 41-jährige Übungsleiter mit seiner KAS Eupen ins kleine Örtchen Molenbeek bei Brüssel, lediglich zwölf Minuten standen seine Kicker anschließend auf dem Rasen, bevor es wieder zurück in die Heimat ging.
Bereits am Sonntag hatten der gebürtige Siegener und seine Mannen die insgesamt knapp 300 Kilometer lange Reise auf sich nehmen müssen. Das Kellerduell am Abend gegen den RWD Molenbeek verlief zunächst auch nach Plan.
In der 58. Minute brachte Angreifer Renaud Emond (32) die abstiegsbedrohten Gäste in Führung, jedoch provozierten die Fans der Hausherren in der 85. Minute mit mehreren Böllerwürfen auf den Rasen einen Spielabbruch.
Obwohl die Aktion im Netz für den Fall einer drohenden RWDM-Pleite sogar angekündigt worden war und wenigstens eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro nach sich zog, griff sportlich anschließend eine kuriose Regel der Jupiler Pro League.
Die Statuten des belgischen Oberhauses sehen für derartige Situationen nämlich keinen automatischen Sieg der in Front liegenden Mannschaft, sondern eine zeitnahe Fortsetzung der Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor.
Florian Kohfeldt fordert eine Regeländerung in Belgien
Also mussten sich Kohfeldt und Co. für die restlichen fünf Minuten bereits am Dienstag erneut in den Bus setzen. Nach einer Nacht im Hotel dauerte der für 15 Uhr am Mittwoch angesetzte Mini-Kick dank einer üppigen Nachspielzeit schließlich sogar satte zwölf Zeigerumdrehungen.
Dabei brachte das Team des früheren Bremen- und Wolfsburg-Trainers den knappen 1:0-Vorsprung über die Ziellinie.
"Es wäre ein Zeichen für guten Sportsgeist, wenn RWDM die Zeit einfach verstreichen lassen würde", hatte der Eupen-Boss unmittelbar vor dem Wiederanpfiff verlauten lassen. Sein Gegenüber Cláudio Caçapa (47) sah das etwas anders und forderte seine Schützlinge auf, "die zweite Chance zu nutzen".
Zwar hatte der Fußballgott ein Einsehen mit der KAS, Kohfeldt machte seinem Ärger über den "Zirkus" gegenüber dem Grenzecho nach Abpfiff aber nochmals Luft. "Bitte ändert diese Regel wieder", flehte er die Verantwortlichen an.
Mit 18 Zählern aus 21 Partien belegt Eupen derzeit den 14. Tabellenplatz und müsste somit in die Abstiegs-Relegation.
Titelfoto: JOHN THYS / BELGA / AFP