Ertappt! Saudi-Boss schimpft nach Interview los, doch sein Mikro ist noch an
Stockholm (Schweden) - So denkt er also wirklich! In einem vermeintlich unbeobachteten Moment hat der Sportdirektor der Saudi Pro League ziemlich gereizt auf pikante Fragen zum Thema "Sportswashing" reagiert.
Im Rahmen eines Interviews mit dem schwedischen TV-Sender SVT für die Dokumentation "Saudi-Arabien - das neue Mekka des Fußballs" gewährte Michael Emenalo (58) infolge eines technischen Patzers tiefe Einblicke in seine wahre Gefühlswelt.
Nachdem der ehemalige nigerianische Nationalspieler den Journalisten zunächst brav und sachlich Auskunft gegeben hatte, dachte er beim Verlassen des Raumes für eine Pause offenbar, dass sein Mikrofon bereits ausgeschaltet war.
Diese Annahme stellte sich jedoch als falsch heraus. Im Schutze der scheinbaren Privatsphäre platzte es gegenüber einem Kollegen aus dem früheren Chelsea-Funktionär heraus: "Immer geht es um Sportswashing, verdammtes Sportswashing!"
Der Begriff "Sportswashing" bezeichnet allgemein das Aufbügeln der Reputation eines Landes oder eines Unternehmens durch die Veranstaltung von Sport-Events. Gerade Saudi-Arabien wurde in der jüngeren Vergangenheit wiederholt mit derartigen Anschuldigungen konfrontiert.
Der Einkauf großer Stars oder auch die praktisch sichere Vergabe der WM 2034 an den Wüstenstaat solle das Image der Nation aufbessern und dabei über die fragwürdige Menschenrechtslage hinwegtäuschen - so zumindest der Vorwurf.
Michael Emenalo spielt die Vorwürfe herunter
Emenalo, der seit vergangenem Juli als Technischer Direktor der Saudischen Liga im Amt ist, äußerte sich vor der Kamera noch wesentlich diplomatischer zur Thematik.
"Wir leben in einer Welt, in der die Menschen das Recht haben, ihre Meinung zu äußern. Ich bin kein Politiker und ich bin nicht die Sittenpolizei", erklärte der 58-Jährige, der 1994 eine halbe Saison bei Eintracht Trier in Deutschland spielte.
Und er fügte an: "Meine Aufgabe ist es, hierherzukommen und bei einem wunderbaren und ehrgeizigen Projekt zu helfen und eine wettbewerbsfähige und unterhaltsame Liga zu schaffen, auf die die Menschen im Königreich stolz sein können."
Im Sommer 2023 hatte es viele namhafte Kicker für Unsummen an den Persischen Golf gezogen, einige sollen inzwischen aber ihre Unzufriedenheit mit dem Leben in Saudi-Arabien und dem Profi-Dasein in der dazugehörigen Liga kundgetan haben.
Emenalo wiegelte die Berichte allerdings ab, es sei "leicht, unnötige Gerüchte zu verbreiten". Seine Schimpftirade hätte er dennoch lieber nicht auf Band gehabt.
"Konnte man meine Beleidigungen hören?", fragte er seinen Kollegen, der daraufhin mit "Nein" antwortete. Auch diese Annahme bewahrheitete sich nicht. Der Sender entschied sich in der Folge, den Mitschnitt zu veröffentlichen.
Titelfoto: IAN KINGTON / AFP, TIMOTHY A. CLARY / AFP