Drohungen und Fischfrikadellen: Erstes Land vor VAR-Abschaffung
Norwegen - Großer Streit um kleine Bildschirme! In der norwegischen Eliteserien zeichnet sich die Abschaffung des Video-Assistenten und damit ein echter Paukenschlag in der europäischen Debatte um das VAR-System ab. Der Weg dorthin war jedoch steinig und für einen Funktionär offenbar mit üblen Drohungen gepflastert.
Am Mittwoch stimmte der norwegische Ligaverband NTF über das auch hierzulande stets kontrovers diskutierte Streitthema ab: 19 Vereine sprachen sich dabei für eine Abschaffung aus, 13 dagegen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.
"Wir sehen, dass die Technologie Potenzial hat", erklärte Vorsitzender Cato Haug auf einer Pressekonferenz. "Aber durch die heutige Diskussion und die anschließende Abstimmung sehen wir, dass die Mehrheit unserer Klubs denkt, dass die aktuelle Version des VAR nicht gut genug funktioniert."
Monatelang protestierten Fans gegen das System, erzwangen im vergangenen Sommer mit dem Werfen von Fischfrikadellen sogar einen Spielabbruch. Haug selbst sei wiederholt gedroht worden, persönlich und in den sozialen Medien.
"Ich ordne die Drohungen keiner bestimmten Gruppe zu, aber ich habe festgestellt, dass einige Leute Taktiken anwenden, die mir nicht gefallen", erklärte der Liga-Boss dem NRK.
Endgültig entschieden ist mit dem Beschluss allerdings noch nichts. Zuvor muss der nationale Fußballverband NFF das Gesuch auf seiner Hauptversammlung am 1. und 2. März absegnen.
Der norwegische Fußballverband könnte für ein weltweites Novum sorgen
Dann haben auch die Regionalverbände und Amateurklubs ein Stimmrecht, die ebenfalls an den VAR-Kosten beteiligt sind. Dennoch hatte der NFF bereits im Vorfeld angekündigt, der Empfehlung nicht automatisch folgen zu wollen. Eine große Mehrheit sei allerdings ein starkes "Signal".
In Norwegen war der VAR erst 2023 eingeführt worden, mit einem Rückzieher würde das Land weltweit für ein Novum sorgen, denn bislang wurde der Video-Assistent nirgends wieder abgeschafft.
Beim Nachbarn Schweden kommt zwar kein Videobeweis zum Einsatz, dort wurde er aber auch nie eingeführt.
Die norwegische Fanvereinigung geht derweil davon aus, dass "die NFF dem Aufruf der Spitzenklubs folgen wird", wie Sprecher Ole Kristian Sandvik dem NRK mitteilte. Andernfalls müsse sich der Fußballverband auf "heftige Reaktionen" gefasst machen.
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