TAG24 erklärt: Deshalb ist die Stimmung bei Länderspielen so mies

Frankfurt/am Main - Die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft hauen die Fans nicht mehr von den Sitzen. Aber warum ist das so?

Chaotische Choreografie des Fanclubs Nationalmannschaft beim Spiel in Leipzig.
Chaotische Choreografie des Fanclubs Nationalmannschaft beim Spiel in Leipzig.  © DPA

Seit einigen Monaten laufen die Länderspiele gleich ab: Deutschland spielt zeitweise ansehnlichen Fußball, das Ergebnis ist meist unbefriedigend, nach dem Spiel quasseln die Nationalspieler wiedermal den gleichen Einheitsbrei in die Mikrofone, beklagen sich über die fehlende Stimmung und der geneigte Fußball-Fan sehnt sich nach der Bundesliga.

Warum ist die Situation so, wie sie ist? Im Folgenden eine Zusammenfassung an Zuständen, die das Gesamtbild.

Wer ist bei Länderspielen für die Stimmung verantwortlich?

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Der Fanclub Nationalmannschaft ist bemüht die Stimmung während der Länderspiele aufzubringen, ist aber nicht ansatzweise vergleichbar mit einer aktiven Fanszene eines Bundesligisten.

Bild.de betitelt den Fanclub als „mittelständische Reisetruppe“, die von Brause-Gigant Coca Cola gesponsert wird.

Der Fanclub ist verantwortlich für die Choreografien, die vor dem Spiel gezeigt werden. Diese sind meist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten, denn egal auf welchen Gegner das DFB-Team trifft, läuft immer der gleiche Prozess ab.

Im Fanblock wird peinlich genau erklärt, was jeder Fan bei der Präsentation vorzugehen hat. Das resultierende Bild ist meist enttäuschend.

Sperrlich besetzte Tribünen in der Leipziger Redbull-Arena.
Sperrlich besetzte Tribünen in der Leipziger Redbull-Arena.  © DPA

Warum hat die DFB-Elf keine Deutschland-Ultras?

Ganz einfach: Die Ultra-Szenen der Bundesligisten führen seit einiger Zeit „Krieg“ gegen den DFB. Deswegen ist auch keinerlei Unterstützung der „Feindesseite“ zu erwarten.

Zudem ist das Publikum völlig verschieden. Bei Bundesliga-Spielen herrscht in den Fankurven pure Ekstase der Anhänger.

Dagegen ist bei ungenauer Betrachtung der Länderspiele nicht erkennbar, ob die paar anwesenden Zuschauer eine Oper oder ein Fußball-Spiel besuchen.

Schalke-Fans mussten am Montag verwundert ihre Augen gerieben haben, beim Anblick der spärlich besetzten Veltins-Arena. 42.186 Zuschauer sahen das Länderspiel, die kommen sonst in Gelsenkirchen, übertrieben gesprochen, zum Training.

Außerdem, wenn bei einem 0:0 gegen Peru in der 20. Minute vor lauter Langeweile eine La Ola-Welle gestartet wird, würden die meisten Ultras fassungslos die Hände über den Kopf zusammen schlagen.

Es herrscht in Deutschland eine fragwürdige Doppelmoral, die nicht so leicht zu erklären ist.

In der Bundesliga werden „Ultras“ oft als Chaoten betitelt und sollen möglichst aus den Stadien verbannt werden. Auf der anderen Seite sehnen sich die Leute nach einer stimmungsvollen Atmosphäre bei Länderspielen.

Toni Kroos kritisierte zuletzt die Stimmung während der Länderspiele.
Toni Kroos kritisierte zuletzt die Stimmung während der Länderspiele.  © DPA

War die Stimmung in der Vergangenheit mal besser?

Mittelfeld-Star Toni Kroos trat nach dem Spiel ans Mikrofon und betonte, dass die Stimmung schon mal besser war. Richtig, aber auch nicht ganz korrekt.

Lediglich bei WM- oder EM-Spielen kann die Stimmung ansatzweise überzeugen.

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Völlig klar, dass die Stimmung in einem Freundschaftsspiel gegen Dänemark nicht so mitreißend ist, wie ein WM-Viertelfinale gegen Argentinien. Übrigens war die Stimmung nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft auch schon schlecht.

Sind die Ticketpreise zu hoch?

Ein weiterer tragischer Punkt ist die Preis-Politik im Ticketing. Die billigsten Kartenpreise liegen bei 25 Euro. Im ersten Moment ist der Preis noch als halbwegs „human“ einzuordnen. Wenn dann eine Beispielrechnung im Kopf zusammen gesponnen wird, in der eine vierköpfige Familie das Stadion besuchen will, ist das Resultat katastrophal.

Ist die Leistung der Mannschaft für die schlechte Stimmung verantwortlich?

Der Faktor „Leistungssteigerung“ ist weniger entscheidend, obwohl viele Fans die Leidenschaft im deutschen Spiel vermissen. Aber soll man es den Spielern verübeln? Wertlose Freundschaftsspiele gegen Peru oder das blamable Absteigen aus der „Nations-League“ jucken doch keinen mehr. Selbst eine Leistungsexplosion würde keine Besserung bringen.

Am Ende einer Länderspiel-Woche freuen sich die geneigten Fußball-Fans, dass wieder Bundesliga ist.

Titelfoto: DPA

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