Betrunken raste er den kleinen Gio (†4) tot: Fußball-Profi muss in den Knast!
Hoofdorp/Haarlem - Für die Eltern und die Schwester des kleinen Gio (†4) änderte sich das Leben von einer Sekunde auf die andere, Profi-Sportler Rai Vloet (27) spielte einfach weiter Fußball.
Nun ist der Niederländer in Haarlem zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
Der ehemalige U21-Auswahlspieler hatte laut Angaben von "Omroepwest" am 14. November 2021 unglaubliche 203 km/h auf dem Tacho seines Wagens, als er den kleinen Jungen totraste.
Mit 1,8 Promille im Blut war er an jenem Sonntag auf der Autobahn 4 bei Hoofddorp mit einem Kumpel unterwegs, als er ungebremst in den Wagen der Familie krachte. Zuvor hatten die beiden in Amsterdam gefeiert. Vor Gericht gestand er, er habe zwei Gläser Schnaps getrunken, bevor er ins Auto stieg.
Vater Steffin, Mutter Sanne und die Schwester Faye (zum Unfallzeitpunkt 1 Jahr alt) waren kurz zuvor aus dem Urlaub auf Teneriffa zurückgekehrt und fuhren mit ihrem Auto vom Flughafen Amsterdam Schiphol in Richtung Zoetermeer, wo sie wohnen. Während die drei schwer verletzt überlebten, starb Gio eineinhalb Stunden nach dem Unfall im Krankenhaus.
Unglaublich: Zunächst hatte der Beifahrer die Schuld auf sich genommen, er habe am Steuer gesessen. Einen Tag später wurden aber beide festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt spielte Vloet in den Niederlanden bei Heracles Almelo.
Rai Vloet: Heracles Almelo suspendierte den Profi-Fußballer erst zwei Monate nach dem Unfall
Das Team, das damals vom deutschen Trainer Frank Wormuth (62) betreut wurde, suspendierte den Spieler nach Bekanntwerden des Unfalls nicht sofort. Damals habe Vloet beteuert, er sei nicht schneller als die zulässigen 130 km/h gefahren und habe nur zwei alkoholische Getränke getrunken.
Erst im Januar 2022, als mehr Details ans Licht kamen, zog der Verein die Reißleine und suspendierte den Mittelfeldspieler.
Die Ansichten über die Reue des Todesfahrers gehen weit auseinander. Während der Richter die "aufrichtige Reue" ins Urteil einfließen ließ, ist die Familie der Meinung, dass er genau diese nicht gezeigt habe.
Er habe sich nach dem tödlichen Crash auch nie bei ihnen gemeldet. Der Beifahrer hingegen habe mindestens sechsmal bei der Polizei angerufen, um sich nach der Familie zu erkundigen, wie die Mutter ein halbes Jahr nach dem Unfall dem "Telegraaf" berichtete.
Im Prozess behauptete Rai Vloet sogar, er habe bei voller Fahrt den Tempomat auf 130 km/h einstellen wollen und habe deshalb das Auto vor ihm nicht gesehen.
Unfallgutachter widerspricht den Aussagen von Rai Vloet
Ein Unfallgutachter ermittelte jedoch, dass das Gaspedal im Moment des Aufpralls komplett durchgedrückt war, er also ungebremst auf den Wagen vor ihm krachte. "Ich habe es nicht gesehen, ich kann mich nur an den Schlag erinnern. An viele Dinge kann ich mich nicht erinnern", sagte Vloet im Laufe des Prozesses.
Weder er noch die Familie waren bei der Urteilsverkündung anwesend. Der Fußballer wechselte nach dem Crash und der Entlassung aus der vorläufigen Haft im November 2021 dann im März 2022 zum FC Astana nach Kasachstan, spielt seit September 2022 bei Ural Ekaterinburg in Russland.
Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft dreieinhalb Jahre Haft gefordert. Sowohl die Familie als auch Vloet können noch in Berufung gehen, deshalb muss der Fußballer seine Haftstrafe auch nicht sofort antreten.
Titelfoto: IMAGO / SNA