Besiktas-Fans im Gefühlschaos: Zwischen rührender Teddy-Geste und Präsidenten-Wut
Istanbul - Große Gefühle beim Heimspiel vom türkischen Erstligisten Besiktas Istanbul! In Gedenken an die vielen Erdbeben-Opfer vom 6. Februar haben sich die Anhänger des beliebten Traditionsklubs etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Doch neben einer rührenden Geste entlud sich auch große Wut auf ihren Präsidenten.
Nach exakt vier Minuten und 17 Sekunden war es so weit: Gänsehaut und Tränen der Rührung im ganzen Stadion. Das tragische Erdbeben in der Türkei und Syrien mit Zehntausenden Toten vor gut drei Wochen steckt nach wie vor in den Gliedern der Menschen.
Wie "Welt" berichtet, haben am gestrigen Sonntag beide Fanlager im Spiel zwischen Besiktas Istanbul und Antalyaspor (Endstand 0:0) das Unglück zum Anlass genommen, um in einer gemeinsamen Aktion den vielen Opfern des Erdbebens zu gedenken.
Symbolträchtig für die große Anteilnahme wurde das türkische Erstligaspiel nach vier Minuten und 17 Sekunden unterbrochen, da das verheerende Erdbeben am 6. Februar um 4.17 Uhr das Land in Schockstarre versetzte und unzählige Familien ins Elend stürzte.
Rührend: Tausende Teddybären flogen von den vollen Tribünen auf den Spielfeldrand! Die Spieler beider Mannschaften sammelten die Plüschtiere danach ein und spendeten den Zuschauern für ihre Aktion Applaus.
Ein ähnliches Szenario ereignete sich beim eigentlich verfeindeten Stadtrivalen aus Fenerbahce, die im Heimspiel gegen Konyaspor (4:0) ebenso einen wahren Kuscheltier-Regen zelebrierten.
Erdbeben in der Türkei: Besiktas-Anhänger wüten gegen Erdogan
Doch den emotionalen Besiktas-Fans war nicht nur nach Trauer und Rührung zumute. Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdoğan (69) bekam die Wut der aufgebrachten Fußballfans zu spüren. Diese skandierten zu Zehntausenden:
"Regierung, zurücktreten" und "20 Jahre Lügen und Betrug!"
Der Wutausbruch kam nicht von ungefähr. Erdoğan sieht sich nach dem Erdbeben mit der Stärke 7,8 schweren Vorwürfen konfrontiert, die ihm aufgrund eklatanter Baumängel eine Mitschuld an der hohen Opferzahl anlasten. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück.
Inwiefern sich das Erdbeben auf die Zukunft des türkischen Präsidenten auswirken wird, könnte schon bald zum Tragen kommen, denn die Türkei und sein Präsident befinden sich mitten im Wahlkampf. Im Juni sollen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden.
Noch vor dem Erdbeben hatte Erdoğan angekündigt, die Wahlen auf den 14. Mai vorzuziehen. Noch ist unklar, ob dieser am geplanten Vorgehen festhält. Ein politisches Erdbeben könnte ihm dennoch bevorstehen.
Titelfoto: Uncredited/dpa