"Vereine nehmen es persönlich" - Nationalspielerin spricht über Mutterschaft im Fußball
London - Die deutsche Nationalspielerin Melanie Leupolz (29), die im Herbst ihr erstes Kind bekam, bemängelt die fehlende Unterstützung der Klubs für Mütter im Profisport.
"Spielerinnen mussten sich bislang eigentlich immer zwischen Kinderkriegen oder Fußball entscheiden", sagt Melanie Leupolz in der deutschen Ausgabe von Sports Illustrated.
Die Fußballerin, die vergangenes Jahr im März ihre Schwangerschaft bekannt gab und bereits im Januar wieder für ihren Verein, den FC Chelsea, auf dem Platz stand, ist erst die dritte deutsche Nationalspielerin nach Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (55) und Torhüterin Almuth Schult (32), die als Mutter für den DFB auflief.
Das zeigt die Unvereinbarkeit von Familie und Sport für viele Spielerinnen. "Bei den Vereinen muss ein Umdenken stattfinden", kritisiert die Mittelfeldspielerin. "Dafür sollte es einheitliche Regelungen geben."
Sie persönlich sei sehr gut von ihrem Klub unterstützt worden, doch dies sei freiwillig geschehen: "Ich habe das Glück, dass hier gute Menschen an den entscheidenden Positionen sitzen."
Die Unterstützung des FC Chelsea ist im Frauenfußball keine Selbstverständlichkeit
Dennoch sehe Leupolz, dass viele Spielerinnen nicht in dieser Lage seien: "Ich glaube, dass es viele Vereine noch ziemlich persönlich nehmen, wenn eine Spielerin sich für ein Kind entscheidet und mit dem Fußball für ein paar Monate pausiert."
Prominentes Beispiel: Die isländische Rekordnationalspielerin Sara Gunnarsdóttir (32), die in ihrer Zeit bei Olympique Lyon schwanger wurde und deshalb kein Gehalt mehr bekam.
Leupolz selbst strebt dank der Unterstützung ihres Klubs an, ihre Karriere sowohl beim FC Chelsea als auch bei der Nationalmannschaft fortzusetzen, ihr Vertrag in London wurde noch während der Babypause verlängert. Dabei versucht sie, Mutterschaft und Profifußball so gut wie möglich zu verbinden.
Bereits zum Länderspiel gegen Brasilien hatte Melanie Leupolz ihr Kind mitgebracht, eine mögliche WM-Teilnahme ohne ihr Kind kommt für sie nicht infrage. Im Rahmen des Brasilien-Spiels sagte sie bei Sky: "Wenn wir reisen, werden wir auch zusammen reisen, dann kommt er mit."
Titelfoto: Daniel Karmann/dpa