Spaniens Trainer-Team tritt zurück - bis auf den Chefcoach!
Madrid - Nächster Akt im Kuss-Skandal um Spaniens inzwischen suspendierten Verbandspräsidenten Luis Rubiales (46): Fast das gesamte Trainerteam der spanischen Weltmeisterinnen hat aus Solidarität zu Spielerin Jennifer Hermoso (33) seinen Rücktritt erklärt.
Cheftrainer Jorge Vilda (42), der bisher fest zum umstrittenen und vom Weltverband FIFA vorläufig suspendierten Verbandschef Luis Rubiales steht, verlor damit sein gesamtes Team, wie die spanische Zeitung "Mundo Deportivo" und andere Medien am Samstag berichteten.
Auch Trainer und Trainerinnen von Jugendmannschaften hätten sich dem Schritt angeschlossen, darunter auch die für die Mannschaften der U19 und U17 zuständigen Sonia Bermúdez und Kenio Gonzalo.
In einer Erklärung, die den Zeitungen vorlag, kritisierten die Unterzeichnenden das Verhalten von Rubiales und dessen aggressive Rede vom Vortag.
So seien vor allem weibliche Funktionäre gezwungen worden, bei der außerordentlichen Sitzung der Generalversammlung des Verbandes in der ersten Reihe zu sitzen, um so den falschen Eindruck zu erwecken, sie stünden zum Fußballboss.
Offener Brief: Deutschlands Nationalspielerinnen solidarisieren sich mit Jennifer Hermoso
Am Samstagabend zeigten die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen um Kapitänin Alexandra Popp (32) Flagge und solidarisierten sich in der Kuss-Affäre mit Weltmeisterin Jennifer Hermoso und kritisierten den spanischen Verbandschef Luis Rubiales scharf.
"Solch ein Verhalten ist nicht akzeptabel und noch weit untragbarer ist, es auch noch herunter zu spielen und die Spielerin unter Druck zu setzen. Niemand, absolut niemand sollte dies als Kleinigkeit abtun", heißt es einem unter anderem auf Popps Instagram-Account veröffentlichten offenen Brief, der mit "Mannschaftsrat der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen" unterschrieben ist.
"Es war nicht nur der erzwungene Kuss an Jenni Hermoso, sondern auch das Fassen in den Unterleib oder das Tragen von Athenea del Castillo. Sollte ein Funktionär und Repräsentant so etwas tun? NEIN!", heißt es in dem Schreiben weiter:
"Nun müssen wir eigentlich dankbar sein, dass im Überschwang des WM-Finals jemand in Verantwortung wie der spanische Verbandspräsident sein vermeintlich wahres Gesicht gezeigt hat."
Das Problem sei nicht nur auf den spanischen Fußball beschränkt. "Es ist traurig, wenn auch in der deutschen Fußball-Welt anscheinend noch nicht alle aufgeklärt genug sind, das einschätzten zu können."
Nur Spaniens Cheftrainer Jorge Vilda macht nicht mit - und hält weiter zu Verbandschef Luis Rubiales
Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale am vergangenen Sonntag Hermoso auf den Mund geküsst.
Später räumte er einen Fehler ein, einen Rücktritt lehnte der Verbandsboss auf der außerordentlichen Generalversammlung am Freitag aber ab. Der Weltverband FIFA leitete ein Disziplinarverfahren ein und suspendierte den 46-Jährigen vorläufig.
In Deutschland hatte es zu dem Fall unterschiedliche Reaktionen gegeben. "Ich habe mir vorgestellt, man wäre in einer ähnlichen Situation: Ich glaube, ich hätte nicht so gehandelt", hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Bayern Münchens Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge meinte dagegen: "Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist - sorry, mit Verlaub - absolut okay."
Erstmeldung: 19.29 Uhr, aktualisiert: 21.03 Uhr
Titelfoto: Alessandra Tarantino/AP