"Rettet Turbine" - Abgestürzter Champions-League-Sieger braucht jeden Euro

Potsdam - Einst eine Institution des deutschen Frauenfußballs geht der Absturz von Turbine Potsdam immer weiter. Mittlerweile steht der frühere Champions-League-Sieger vor der Insolvenz und rangiert im Tabellenkeller der 2. Frauen-Bundesliga.

Betretene Minen nach dem erstmaligen Abstieg von Turbine Potsdam aus der Bundesliga.
Betretene Minen nach dem erstmaligen Abstieg von Turbine Potsdam aus der Bundesliga.  © Sven Hoppe/dpa

Wo soll das hinführen? Selbst nach dem ersten Bundesliga-Abstieg der Geschichte Turbine Potsdams und dem angedachten geordneten Neuaufbau kommt der Frauenfußballverein nicht zur Ruhe.

Zum einen setzte das neuformierte Team den Saisonauftakt gehörig in den Sand, drei Spiele, kein Tor und null Punkte lautet die Schreckensbilanz.

Das weiterhin von Ex-Profi Marco Gebhardt (50) trainierte Team kommt einfach nicht in die Gänge.

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Angesichts von 18 Abgängen und dem mit nur 20 Spielerinnen dünnsten Kader der Liga scheint der Champions-League-Sieger von 2005 und 2010 noch nicht wettbewerbsfähig aufgestellt zu sein.

Das liegt auch an finanziellen Zwängen - der langjährige Hauptsponsor, die AOK Nordost, hat Ende Juni ihr Hauptsponsoring beendet und "ihren Fokus vom Profisport hin zum Breitensport verlagert." Der Verein wurde laut Karsten Ritter-Lang aus der Kalten erwischt.

In der Szene war indes schon länger von diesem Strategiewechsel der Gesundheitskasse bekannt. Turbines Präsident gesteht in der MAZ: "Wir gingen davon aus, dass es schon weitergehen wird."

Turbine Potsdam ist mit der AOK Nordost der Hauptsponsor abgesprungen

Annalena Baerbock (42, m., Bündnis 90/Die Grünen) stattete Turbine Potsdam um Präsident Karsten Ritter-Lang (r.) und Vizepräsidentin Ulrike Häfner (l.) zum Saisonauftakt einen Besuch ab.
Annalena Baerbock (42, m., Bündnis 90/Die Grünen) stattete Turbine Potsdam um Präsident Karsten Ritter-Lang (r.) und Vizepräsidentin Ulrike Häfner (l.) zum Saisonauftakt einen Besuch ab.  © Michael Bahlo/dpa

Es die Spitze jahrelanger Versäumnisse, das Fundament des Vereins zu stärken und professionelle Strukturen zu schaffen. Im Hier und Jetzt bedeute der Rückzug der AOK und auch von Kooperationspartner Hertha BSC, dass eine gute sechsstellige Summe im Etat fehlt.

Will man es genau beziffern, dürften es 250.000 Euro sein. Dies ist das Spendenziel, was Turbine-Verwaltungsratsmitglied Sebastian Meinel mit dem Start der Crowdfunding-Aktion "Unterstützt den Frauenfußball - Rettet Turbine!" ausgegeben hat.

Es ist ein Hilferuf, ein Strohhalm, an den sich das einstige Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs klammert. Fünf Tage nach Start der Rettungsmaßnahme sind schon gut 11.000 Euro zusammenkommen. Die bedeuten dennoch nur knapp ein Zwanzigstel der benötigten Summe.

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Karsten Ritter-Lang will gar nicht erst Augenwischerei betreiben und wies gegenüber dem rbb auf eine drohende Insolvenz hin "Wenn es bei dieser Situation bleibt, wird es im Frühjahr soweit sein."

Und selbst der Rückhalt aus der Politik scheint wenig zu nützen. Die in Potsdam beheimatete Grünen-Politikerin Annalena Baerbock (42) stattete dem kriselnden Klub vor Kurzem einem Besuch ab und warb um Unterstützung:

"Turbine ist als traditionsreicher Hauptstadtclub für unsere Stadt Potsdam, für Brandenburg aber auch deutschlandweit enorm wichtig. Er ist als reiner Frauenfußballverein profilgebend."

"War profilgebend" trifft es eher. In der Frauen-Bundesliga spielen mit Ausnahme der SGS Essen ausschließlich Teams, deren Stammvereine Männermannschaften im Profifußball führen. Unter aktuellen Umständen und Strukturen rückt der kurz nach dem Abstieg avisierte Wiederaufstieg von Turbine in weite Ferne.

Titelfoto: Bildmontage: Sven Hoppe/dpa

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