Finale der Gegensätze: Dicke Luft bei Spanien trifft auf englische Euphorie!

Sydney (Australien) - Am Sonntag (12 Uhr) steht der Höhepunkt der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland an, bekanntlich leider ohne deutsche Beteiligung. Dafür wartet im Endspiel ein Duell der Gegensätze. Die Vorreiterinnen aus England treffen auf die gescheiterten Revolutionärinnen aus Spanien.

Sie ist das Sinnbild des englischen Erfolgs: Trainerin Sarina Wiegman (53) greift mit ihrem Team nach dem nächsten Titel.
Sie ist das Sinnbild des englischen Erfolgs: Trainerin Sarina Wiegman (53) greift mit ihrem Team nach dem nächsten Titel.  © FRANCK FIFE / AFP

Für beide Teams ist es die erste Finalteilnahme bei einer Weltmeisterschaft, doch der Weg dorthin hätte unterschiedlicher kaum sein können.

Wie schon bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr, bei der sich die "Lionesses" letztendlich gegen Deutschland den Titel gesichert hatten, stand auch das laufende Turnier im Zeichen von Fairness, Wertschätzung und der Förderung des Frauenfußballs.

Auf der Insel werden diese Werte inzwischen gelebt. Der englische Verband FA treibt die Entwicklung der eigenen Damen-Liga finanz- sowie tatkräftig voran. In der vergangenen Saison wurden zudem zahlreiche Zuschauerrekorde gebrochen, während sich der Hype um Erfolgstrainerin Sarina Wiegman (53) und ihre harmonische Truppe nahtlos fortzusetzen scheint.

Beim iberischen Kontrahenten herrscht derweil immer noch dicke Luft. Im Halbfinale verweigerte Star-Kickerin Alexia Putellas (29) ihrem Coach Jorge Vilda (42) den Handschlag, hinter den Kulissen brodelt es ohnehin schon seit Monaten.

Die Revolution in Spanien ist missglückt

Spanien-Coach Jorge Vilda (42) steht schon seit Monaten in der Kritik.
Spanien-Coach Jorge Vilda (42) steht schon seit Monaten in der Kritik.  © Saeed KHAN / AFP

"Nächste Frage!", antwortete der Trainer auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Finale auf die Bitte um Auskunft bezüglich der weiterhin über der Mannschaft schwebenden Thematik.

Nach der EM waren im vergangenen September ganze 15 Spielerinnen aus Protest gegen den Übungsleiter zurückgetreten. Zwölf der "Las 15" zogen den Boykott durch, mit Aitana Bonmatí (25), Mariona Caldentey (27) und Ona Battle (24) machten drei Akteurinnen später einen Rückzieher vom Rückzug.

Die aufständische Gruppe erklärte den Abschied damals in einer Mail und erhob schwere Vorwürfe gegen den Trainer, der bereits seit 2015 im Amt ist und viele enge Freunde im Verband haben soll.

Die Arbeit unter Vilda und seinem Team beeinträchtige sie "erheblich" in ihrem "emotionalen Zustand" sowie ihrer "Gesundheit", wie El Periódico berichtete. Der 42-Jährige soll kaum mit seinen Spielerinnen kommunizieren, sie dafür aber psychisch unter Druck setzen.

Darüber hinaus unterstellten die Spanierinnen ihm laut der Mundo Deportivo einen notorischen Kontrollzwang. Er soll den Frauen sogar verboten haben, ihre Zimmertüren abzuschließen, damit er ihre Anwesenheit nachprüfen kann. Bleiben durfte der Kumpel von Verbandschef Luis Rubiales (45) aber trotzdem.

Ob ihm der Erfolg nun recht gibt, sei dahingestellt. Die "rote Furie" begeisterte während des Turniers mit tollem Kombinationsfußball und dürfte England trotz aller Dissonanzen vor eine äußerst schwierige Aufgabe stellen.

Titelfoto: Saeed KHAN / AFP, FRANCK FIFE / AFP

Mehr zum Thema Frauen-Fußball-WM 2023: