Neuer Tiefpunkt im Rechte-Streit vor Frauen-WM: FIFA-Boss droht mit TV-Blackout!
Genf (Schweiz) - Der TV-Rechtepoker für die Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland eskaliert! FIFA-Boss Gianni Infantino (53) droht offen mit einem TV-Blackout.
Der 53-jährige Funktionär legte die Stirn in Falten, fuchtelte wild mit den Händen umher, ehe er den deutschen Fußballfans ganz offen mit dem Schreckensszenario drohte.
Zu "diesen geringen Preisen" werde der Weltverband die Rechte für die Frauen-WM in diesem Sommer "einfach nicht verkaufen, sodass die Europäer die WM nicht schauen können", ätzte der FIFA-Boss und zündete damit die nächste Eskalationsstufe im TV-Streit.
Der Ausgang der vertrackten Verhandlungen bleibt ungewiss, rund zweieinhalb Monate vor dem Start der WM-Titelmission der DFB-Frauen (20. Juli bis 20. August) wird die Vorfreude immer mehr von der Gefahr eines TV-Blackouts überschattet.
Und das, obwohl Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (55) jüngst gar "an den gesunden Menschenverstand" appelliert hatte: Es gebe "keine Alternative zu einer Einigung".
Doch der Ton wird rauer. "Um es ganz klar zu sagen: Es ist unsere moralische und rechtliche Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen", lautete die Ansage des FIFA-Präsidenten rund um eine Podiumsdiskussion in Genf.
Die Anstoßzeiten der Frauen-WM werden aus europäischer Sicht zum Stolperstein
Die bisherigen Angebote bezeichnete er als "sehr enttäuschend" und "einfach nicht akzeptabel", diese seien "ein Schlag ins Gesicht all der großartigen Spielerinnen und aller Frauen weltweit".
Infantino betonte erneut, 100 Prozent der Rechteeinnahmen würden in den Fußball der Frauen fließen, da sich die FIFA "für gleiche Bedingungen und gleiche Bezahlung" einsetze.
Zudem hätten die öffentlich-rechtlichen Sender "die Verpflichtung, den Frauensport zu fördern und in ihn zu investieren". Laut Infantino seien die Angebote für die Frauen-WM in den fünf großen europäischen Ländern 20- bis 100-mal niedriger als für das Männer-Turnier.
Die Top-Quoten, etwa bei der EM im Vorjahr, machen es der FIFA leicht, den Sendern die Schuld zuzuschieben und ihnen mangelnde Wertschätzung für die Frauen vorzuwerfen.
Aber: Aufgrund der aus deutscher TV-Sicht ungünstigen Anstoßzeiten am Vormittag werden bei der WM deutlich geringere Quoten erwartet. Zudem werfen Kritiker der FIFA vor, unter dem Vorwand der Frauenförderung nur mehr Geld generieren zu wollen.
Auch in anderen Ländern sind die TV-Rechte für die Frauen-WM noch nicht vergeben
Erstmals vergibt der Weltverband in Deutschland die Rechte an der Frauen-WM separat und nicht in einem Gesamtpaket mit der Weltmeisterschaft der Männer.
Bei den deutschen Sendern sorgen die Äußerungen der FIFA-Seite und die Verhandlungstaktik jedoch für reichlich Verwunderung.
ARD und ZDF hätten "ein marktgerechtes Angebot platziert", entgegnete ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky (61) zuletzt in der FAZ. Zudem hindere kein Fernsehsender die FIFA daran, "die erzielten Gesamterlöse aus der Vermarktung seiner Medienrechte an seinen diversen Frauen- und Männer-Wettbewerben angemessen gleichberechtigt zu verteilen".
Laut FIFA sind die Rechte auch auf dem britischen, italienischen und spanischen Markt noch nicht vergeben. In Deutschland waren die EM-Spiele der DFB-Frauen im vergangenen Jahr für die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF Quotenhits.
Das Finale gegen England war mit einer Einschaltquote von durchschnittlich 17,9 Millionen Menschen in der ARD die meistgesehene Sportsendung im Jahr 2022. Ein ähnliches TV-Ereignis in diesem Sommer wird immer unwahrscheinlicher.
Titelfoto: Fabrice COFFRINI / AFP