Drei Todesfälle während der WM: Die traurige Geschichte von Südafrikas Siegtorschützin
Wellington (Neuseeland) - Es ist die zweite Minute der Nachspielzeit, als Thembi Kgatlana (27) den Ball zum 3:2-Sieg über Italien ins Tor schiebt und Südafrika damit ins erste Achtelfinale der WM-Geschichte schießt. Doch während nach dem Spiel alle jubeln und feiern, sinkt die Siegtorschützin an der Mittellinie zu Boden.
Dort kniet sie und weint, bekommt vom Jubel um sie herum anscheinend kaum etwas mit, bis sich Mitspielerinnen und Betreuer des Teams zu ihr gesellen und sie trösten.
Doch wieso feierte Kgatlana nicht den historischen Erfolg mit ihren Teamkolleginnen?
Im Interview nach dem Spiel enthüllt sie: In den vergangenen drei Wochen, also während ihrer Zeit bei der Frauen-WM, habe sie drei Familienmitglieder verloren!
"Ich hätte nach Hause fliegen können, aber ich habe mich entschieden, bei meinem Team zu bleiben", erklärte die 27-Jährige: "Denn so viel bedeutet es mir."
Was für ein Schicksalsschlag für die Stürmerin!
Dabei kommt sie doch gerade erst aus einer langwierigen und harten Verletzungspause zurück: Beim Afrika-Cup im Juli vergangenen Jahres, den ihr Team gewann, riss sie sich die Achillessehne, konnte erst im Mai wieder auf das Spielfeld zurückkehren.
Für ihren Platz im WM-Kader der "Banyana Banyana" musste sie also hart kämpfen.
Thembi Kgatlana spielt die WM ihres Lebens - und Südafrika will mehr
"Ich habe mich von einer sehr, sehr schweren Verletzung erholt, und ich bin hier, um für mein Land zu spielen, um jedes einzelne Mädchen zu vertreten, das hier sein wollte, um mit den Mädchen für Südafrika Geschichte zu schreiben", sagte Kgatlana. Auch ein Grund für sie, um die WM nicht vorzeitig abzubrechen!
Und was für eine WM es für Afrikas Fußballerin des Jahres 2019 ist: Neben ihrem Siegtreffer gegen Italien schoss sie bereits ein Tor gegen Argentinien, bereitete zudem insgesamt drei Tore vor.
Damit ist die Angreiferin Dreh- und Angelpunkt des Spiels der "Banyana Banyana", sie war an fünf von sechs Toren Südafrikas direkt beteiligt - das sechste war ein Eigentor Italiens. Die Belohnung: Gegen Italien durfte sie ihr Team als Kapitänin aufs Feld führen!
Gegen die Niederlande könnte das Fußballmärchen der Südafrikanerinnen am kommenden Sonntag nun weitergehen. Kgatlana zeigte sich kämpferisch: "Wir haben nichts zu verlieren. Die anderen haben mehr Druck, wir sind der Außenseiter."
Doch egal, wie es ausgeht, Geschichte haben Thembi Kgatlana und ihre Teamkolleginnen bereits geschrieben.
Titelfoto: Marty Melville/AFP