Männer "fühlen sich angegriffen": Deutsche Trainerin entlarvt Unterschiede zum Frauenfußball

Bern (Schweiz) - "Ich bin Profi. Ich stelle nach Schwanzlänge auf", witzelte Imke Wübbenhorst (36) einst als erste Trainerin einer männlichen Oberliga-Mannschaft und räumte damit den Fußballspruch des Jahres 2019 ab. Inzwischen ist sie für die YB-Frauen aus Bern in der Schweiz zuständig - und zumindest in einigen Punkten hätten die Damen der Zunft den Herren bereits etwas voraus.

Imke Lübbenhorst (36) trainiert seit 2022 die YB-Frauen. Im Vergleich zu den Männern sieht sie bei den Damen einige Unterschiede.
Imke Lübbenhorst (36) trainiert seit 2022 die YB-Frauen. Im Vergleich zu den Männern sieht sie bei den Damen einige Unterschiede.  © Martin Moravec/dpa

"Wenn du Männer vor der Mannschaft kritisierst, dann können sie damit schlecht umgehen, fühlen sich angegriffen und finden eher, sie müssten schon eine Liga weiter oben spielen", erklärte die gebürtige Ostfriesin im Interview mit der Schweizer Tageszeitung Blick.

"Die Mädels zweifeln eher an sich", führte die 36-Jährige weiter aus. Es gebe aber noch einen weiteren großen Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball.

"Der zweite Punkt ist die Leidensbereitschaft. Die Frauen kennen ihren Körper tendenziell besser und sind eher bereit, an ihre Grenzen zu gehen", so Wübbenhorst.

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Die frühere Mittelfeldspielerin muss es wissen, denn beim HSV war sie selbst jahrelang als Profi aktiv, ehe sie sich bei den Herren des BV Cloppenburg als erste weibliche Übungsleiterin auf derart hoher Ebene einen Namen machte.

Nach einem kurzen Engagement als Chefcoach bei den Sportfreunden Lotte sowie dem Posten als Co-Trainerin unter Olaf Janßen (58) in der 3. Liga bei Viktoria Köln wechselte sie 2022 zu den Damen des BSC Young Boys.

Imke Wübbenhorst will Frauenfußball weiter voranbringen: "Es ist unser Job"

2020 wurde Imke Lübbenhorst (36) bei den Sportfreunden Lotte die zweite Trainerin nach Inka Grings, die einen deutschen Regionalligisten im Männerbereich coachte.
2020 wurde Imke Lübbenhorst (36) bei den Sportfreunden Lotte die zweite Trainerin nach Inka Grings, die einen deutschen Regionalligisten im Männerbereich coachte.  © Guido Kirchner/dpa

Dort kehrte Wübbenhorst jüngst nach ihrem 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub zurück an die Seitenlinie. Der Frauenfußball im deutschen Nachbarland habe während ihrer Abwesenheit die nächsten Schritte nach vorn gemacht.

"Die Breite ist viel grösser geworden", sagte die frühere U-Nationalkickerin des DFB. "Die Fans sehen, dass sich der Frauenfussball entwickelt hat, sodass die Floskel, dass jede männliche Thekentruppe ein Super-League-Team schlagen würde, endlich verschwindet."

Ihr sei jedoch auch bewusst, dass dafür ein langer Weg gegangen werden musste, der längst noch nicht am Ende ist. "Vor ein paar Jahren war die Kritik berechtigt, weil die Defizite im athletischen Bereich noch groß waren", gab die Auricherin zu.

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Mit Blick auf die Zuschauerzahlen und das umgesetzte Geld klafft jedoch immer noch eine große Lücke zwischen den Geschlechtern.

"Es ist unser Job, zu zeigen, dass die Mädels bereit, technisch und taktisch gut aufgestellt sind und einen guten Fussball zeigen. Dann hört auch dieses Gelaber auf, dass man alles andere lieber gucken will", gab Wübbenhorst den Plan vor.

Titelfoto: Bildmontage: Martin Moravec/dpa, Guido Kirchner/dpa

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