Was für ein Marketing-Coup! Fünf Millionen Deutsche haben dieses EM-Trikot

Deutschland - Sie sind überall: Auf Grillfesten, am Supermarkt, im VIP-Bereich, in Kneipen, in Videos von TikTok-Influencern, auf Fanfesten, in vielen Kleinanzeigen. Das Gratis-Trikot des Vergleichsportals Check24 flutet in Millionenauflage alles, was auch nur entfernt mit der Fußball-Europameisterschaft 2024 zu tun hat.

Die Check24-Deutschland-Trikots sind dieser Tage fester Bestandteil aller deutscher Fanzonen.
Die Check24-Deutschland-Trikots sind dieser Tage fester Bestandteil aller deutscher Fanzonen.  © IMAGO/Beautiful Sports/Gawlik

Die einen haben für das weiße Shirt nur Hohn und Spott übrig, doch andere merken an: Eine so niedrigschwellige Teilhabe-Möglichkeit habe es selten gegeben.

Es ist womöglich der größte Marketing-Coup der Fußball-Geschichte.

Check24-Gründer Heinrich Blase sagt: "Alles über eine Million wäre ein Erfolg gewesen. 1,5 Millionen hatten wir geordert." Gestoppt wurde die Aktion bei unglaublichen 5 Millionen!

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Alles, was Fans dafür tun mussten, war der Download der App und die Teilnahme an einem Gewinnspiel: Schon kam das Shirt mit schwarz-rot-goldener Schrift und KI-generiertem Fantasie-Adler per Post. "Made in China", steht im Kragen.

Nicht nur musste Puma gewaltige Mengen produzieren, es wurde auch kräftig geworben. In EM-nahen Formaten, mit Weltmeister Lukas Podolski (39), der die Trikots aus einer T-Shirt-Kanone verschoss - aber eben nicht in den Stadien oder auf offiziellen EM-Werbeflächen.

Das Check24-Deutschland-Trikot erfährt einen riesigen Run

Der offizielle DFB-Ausrüster Adidas landete mit dem neuen Ausweichtrikot ebenfalls einen wahren Verkaufsschlager.
Der offizielle DFB-Ausrüster Adidas landete mit dem neuen Ausweichtrikot ebenfalls einen wahren Verkaufsschlager.  © Boris Roessler/dpa

Finance Forward schätzt die Kosten für Produktion, Versand und Werbung auf 100 Millionen Euro. EM24 mit Check24: Auch das passt der Ähnlichkeit wegen perfekt. Angesichts der penetranten TV-Werbung nennt der Spiegel das Shirt schon den "Ohrwurm für das Auge".

Verbraucherschützer sehen weiteren Anlass zu Kritik. Gratis sei das Shirt keinesfalls, bezahlt werde mit Daten - Millionen Mail-Adressen oder Handynummern werde Check24 zu nutzen wissen. Das ist wohl neben dem Werbewert und dem endgültigen Einstieg ins Segment Fußball das Ziel.

Sämtliche Erwartungen jedenfalls wurden weit, weit übertroffen. Wer konnte schon damit rechnen, dass junge Frauen in Instagram-Videos Tipps geben würden, womit das Teil ideal zu kombinieren sei?

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Hinzu kommt ein für Puma netter Effekt: Jedes Trikot verhindert potenziell, dass ein Fan 100 Euro beim Rivalen adidas ausgibt. Würde nur jeder fünfte Check24-Träger sonst ein DFB-Trikot kaufen, wären das 100 Millionen Euro - die ein Konkurrent nicht einnimmt.

Inzwischen wecken die Trikots, die im Gegensatz zu früheren Aktionen hochwertig wirken, Begehrlichkeiten bei jenen, die keines mehr bekommen haben. Bei eBay verlangen Verkäufer zwischen 15 und 100 Euro - und damit in der Spitze tatsächlich den Preis für ein Originaltrikot.

Titelfoto: IMAGO/Beautiful Sports/Gawlik

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