Titelparty-Zoff um Europameister-Duo eskaliert: "Polizeistaat"

Madrid (Spanien) - Der Ärger um die beiden spanischen Europameister Álvaro Morata (31) und Rodri (28) nimmt immer größere Dimensionen an. Nach den problematischen Gesängen auf der Titelfeier und dem eröffneten Disziplinarverfahren der UEFA wandte sich nun die Spielergewerkschaft ihres Landes mit einem inbrünstigen Mahnruf an die Öffentlichkeit.

Spanien-Kapitän Álvaro Morata (31, 3.v.l.) und Kollege Rodri (28, v.r.) bei der EM-Party der Furia Roja in Madrid.
Spanien-Kapitän Álvaro Morata (31, 3.v.l.) und Kollege Rodri (28, v.r.) bei der EM-Party der Furia Roja in Madrid.  © Andrea Comas/AP

Die Ermittlungen gegen das Duo des EM-Siegers seien ein "untragbarer Angriff auf die Meinungsfreiheit zweier Arbeitnehmer", schrieb die AFE in einer Mitteilung.

Einerseits hätten sich die Vorfälle auf einer Feier außerhalb des Arbeitsplatzes ereignet, auf der anderen Seite sei die UEFA gar nicht befugt, zwei Personen zu bestrafen, die sich außerhalb des Wettbewerbs und ihres Arbeitsumfeldes lediglich frei geäußert hätten.

Das eingeleitete Disziplinarverfahren sei "willkürlich" sowie "unfair". Sollten Morata und Rodri tatsächlich bestraft werden, dann "stünden wir vor einer Art unzulässigem Polizeistaat, der im direkten Widerspruch zu den Bestimmungen von Artikel 11 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union" stehe.

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Im Falle einer Verurteilung durch die UEFA werde sich die Spielergewerkschaft an die Europäische Union wenden und zudem "andere Maßnahmen" ergreifen.

Zu guter Letzt erinnerte die AFE daran, dass der europäische Verband auf entsprechende Vorfälle noch nie reagiert habe und nun einen "gefährlichen Präzedenzfall" schaffen würde.

Rodri annektiert Gibraltar, Álvaro Morata verhöhnt Jamal Musiala

Álvaro Morata (31) ließ auf der Bühne am Cibeles-Platz die Sau raus. Nun droht ihm allerdings eine Sperre seitens der UEFA.
Álvaro Morata (31) ließ auf der Bühne am Cibeles-Platz die Sau raus. Nun droht ihm allerdings eine Sperre seitens der UEFA.  © OSCAR DEL POZO / AFP

Der spanische Kapitän Morata hatte sich auf der Titelparty in Madrid über den deutschen Nationalspieler Jamal Musiala (21) und dessen "Chancenlosigkeit" gegen Dani Carvajal (32) lustig gemacht.

Anschließend sang Rodri, der zuvor zum besten Spieler der Europameisterschaft 2024 gewählt worden war, während der Feier: "Gibraltar ist spanisch!"

Die kleine Nation an der Südspitze der iberischen Halbinsel ist allerdings ein britisches Überseegebiet, was nationalistischen Kräften in Spanien aber schon seit Jahrhunderten ein Dorn im Auge ist. Dem Mittelfeldmann von Man City ging es vermutlich hauptsächlich um eine Stichelei in Richtung des Finalgegners England.

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Die Ethik- und Disziplinarkommission der UEFA verstand den vermeintlichen Spaß jedoch nicht und leitete inzwischen ein Verfahren gegen beide Akteure wegen insgesamt vier Verfehlungen ein.

Ihnen werden Verstöße gegen die "Allgemeinen Verhaltensgrundsätze", die "Grundregeln des anständigen Verhaltens", die "Nutzung von Sportereignissen für Veranstaltungen nicht sportlicher Natur" sowie den "Verruf des Fußballsports und insbesondere der UEFA" vorgeworfen.

Dem Spanien-Duo droht damit gemäß Artikel 55 der UEFA-Statuten eine Sperre von zwei Spielen.

Titelfoto: Bildmontaga: Andrea Comas/AP, OSCAR DEL POZO / AFP

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