Märchenhaftes Comeback! Kurz vorm EM-Start kann er endlich wieder lächeln

Ljubljana (Slowenien) - Tragische Leidensgeschichte mit Happy End! Am Dienstagabend stand Josip Ilicic (36) nach knapp drei Jahren Abstinenz endlich wieder im Trikot der slowenischen Nationalmannschaft auf dem Rasen - und erzielte in der 63. Minute direkt den 2:1-Siegtreffer gegen Armenien. Bis zur märchenhaften Rückkehr war es allerdings ein steiniger Weg.

Für Atalanta Bergamo absolvierte Josip Ilicic (36) in fünf Jahren 173 Partien und erzielte 60 Tore. Mittlerweile spielt er in seiner Heimat bei Maribor. (Archivfoto)
Für Atalanta Bergamo absolvierte Josip Ilicic (36) in fünf Jahren 173 Partien und erzielte 60 Tore. Mittlerweile spielt er in seiner Heimat bei Maribor. (Archivfoto)  © Marco BERTORELLO / AFP

Als der 36-Jährige bei dem Freundschaftsspiel in Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2024 mit einem Haken in die Mitte zog und den Ball mit seinem fulminanten linken Fuß in die Maschen knallte, erinnerte das an seine besten Tage.

Vor wenigen Jahren mischte der groß gewachsene Offensivakteur mit Atalanta Bergamo die Champions League auf, unvergessen bleibt sein Viererpack im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Valencia am 10. März 2020.

Unmittelbar danach stürzte die Corona-Pandemie den Angreifer jedoch in tiefe psychische Probleme.

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Bergamo in Norditalien wurde damals zum Hotspot, die grausamen Bilder der Militärfahrzeuge, die die Toten abtransportieren, weckten beim Slowenen böse Erinnerungen.

Einerseits an den Jugoslawien-Krieg, vor dem Ilicic als Kind flüchtete und dabei seinen Vater verlor, andererseits aber auch an seinen 2018 plötzlich verstorbenen Teamkollegen Davide Astori (†31), wie er und seine Weggefährten später verrieten.

Comeback-Tor von Josip Ilicic gegen Armenien im Video auf X

Josip Ilicic hat mit Depressionen zu kämpfen

Vor dem Spiel gegen Armenien stand Josip Ilicic (36, r.) zuletzt im November 2021 bei der WM-Qualifikation für Slowenien auf dem Rasen. (Archivfoto)
Vor dem Spiel gegen Armenien stand Josip Ilicic (36, r.) zuletzt im November 2021 bei der WM-Qualifikation für Slowenien auf dem Rasen. (Archivfoto)  © Dimitar DILKOFF / AFP

Abgeschottet von seiner Familie litt der Stürmer an Depressionen, meldete sich bei Atalanta krank und begab sich in Behandlung. Das schien zunächst zu helfen, doch Anfang 2022 kehrten die Dämonen zurück.

Nach einem halben Jahr ohne Einsatz lösten Ilicic und Atalanta seinen Vertrag einvernehmlich auf, ein endgültiges Karriereende stand im Raum und wirkte fast alternativlos.

Doch dann bot ihm sein Jugendklub NK Maribor ihm einen Kaderplatz an, in der Spielzeit 2022/23 arbeitete sich der Linksfuß allmählich zurück. An eine Nominierung für die anstehende EM, wo Slowenien auf Dänemark, Serbien und England treffen wird, war da aber noch gar nicht zu denken.

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Doch der technisch beschlagene Offensiv-Allrounder glänzte in der soeben abgelaufenen Saison mit neun Toren und zwölf Vorlagen in 36 Einsätzen für Maribor und wurde anschließend von Nationaltrainer Matjaz Kek (62) völlig überraschend ins Ausgebot berufen.

Es wird dabei übrigens sein erstes großes Turnier mit den Slowenen, für die Ilicic immerhin schon stolze 81 Länderspiele auf dem Buckel hat. In Deutschland würde er sein berührendes Fußballmärchen bestimmt gern weiterschreiben.

Titelfoto: Marco BERTORELLO / AFP

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