Kommentar zum deutschen EM-Auftakt: Starker Start, aber noch kein Prüfstein
München - Es geht doch! Nach zuletzt drei Auftaktniederlagen bei Welt- oder Europameisterschaften ist Deutschland mit einem Sieg in die Heim-EM 2024 gestartet. Gegen Schottland gewann die DFB-Elf ungefährdet mit 5:1. Das Ergebnis hat jedoch noch keine Aussagekraft, wie weit die Deutschen beim Turnier kommen können - ein Kommentar.
Nach Toren von Florian Wirtz (21), Jamal Musiala (21), Kai Havertz (25), Niclas Füllkrug (31) und Emre Can (30) siegten die DFB-Kicker überzeugend.
Das Team von Julian Nagelsmann (36) wirkte eingespielt. Ganz bewusst hatte der Bundestrainer derselben Feldspieler-Startformation wie bei den Testspiel-Erfolgen gegen die Niederlande und Frankreich im März vertraut.
Deutschland kombinierte leichtfüßig - wie beim Führungstreffer von Wirtz unter Mithilfe des schottischen Keepers Angus Gunn (28) oder beim prächtig herausgespielten 2:0 von Bayern-Juwel Musiala.
Doch auch nach langen Bällen war das DFB-Team gefährlicher als die seit Jahren für "Kick and Rush" bekannten Schotten, exemplarisch sei dafür gleich die 1. Spielminute genannt.
Schottland mauert nur und stellt Deutschland so vor keine Probleme
Was der Sieg wert ist, kann noch nicht abgeschätzt werden. Mögliche Schwächen der deutschen Defensive wurden nicht aufgedeckt, weil Schottland nicht ein einziges Mal gefährlich aufs Tor der Nationalelf schoss, sich eher - wie ein Kaninchen vor der Schlange - in der eigenen Hälfte versteckte.
Durch die schnelle deutsche 2:0-Führung und später den Platzverweis für Ryan Porteous (25) war das schottische Mauer-Konzept frühzeitig entzaubert.
Dass man die DFB-Elf aber durch aktives Stören ins Wanken bringen kann, hatten mehrere Länderspiele 2023 und zuletzt auch die EM-Generalprobe gegen Griechenland gezeigt.
Schon am Mittwoch gegen Ungarn steht deshalb ein echter Prüfstein bevor. Die Magyaren knöpften Deutschland im letzten Gruppenspiel der EM 2021 ein 2:2 ab. Kurz vor der WM 2022 hatte Ungarn Deutschland sogar mit 1:0 besiegen können.
Eine rein destruktive Spielweise wie die der Schotten ist vom zweiten deutschen Gruppengegner nicht zu erwarten. Aufgepasst werden muss bei den Nadelstichen, die Dominik Szoboszlai (23) und seine Teamkollegen setzen werden wollen.
Ein klarer Pluspunkt für die DFB-Elf ist jedoch die durch den Kantersieg gegen Schottland entfachte Euphorie, welche die Nationalmannschaft weit führen kann.
Bei der Weltmeisterschaft 2014 gewannen die Deutschen ihren Auftakt damals auch mit vier Toren Unterschied (4:0 gegen Portugal) und wurden von einer Welle der Begeisterung durch das Turnier und sogar bis zum WM-Titel getragen.
Titelfoto: Bildmontage: Matthias Schrader/AP, Eric Münch