Zu Gast bei Freunden, nicht bei Verbrechern: So geht Fußball, so geht Sommermärchen!
Deutschland - Endlich ist der Fußball wieder da, wo er hingehört! Damit ist nicht nur Deutschland gemeint, sondern ein jedes weltoffene, freundliche und Fußball-begeisterte Land dieser Welt. Die ersten Tage der Heim-EM zeigen, wie schmerzlich solche Bilder, solch eine Stimmung beim letzten großen Turnier vermisst wurde. Der Beginn des herbeigesehnten Sommermärchens? Ein Kommentar.
Tut das gut!
Die ersten drei EM-Tage lassen sich getrost als voller Erfolg einstufen. Rund 22,5 Millionen deutsche Zuschauer sahen am Freitagabend das grandiose 5:1 der DFB-Auswahl gegen Schottland. Zum Vergleich: Bei der WM in Katar hatten sich lediglich 9,2 Millionen Deutsche das erste Spiel der Nationalmannschaft angeschaut.
Das Interesse - noch bevor die Nagelsmann-Elf so auftrumpfte - um Welten größer, als noch vor 1,5 Jahren. Deutschland hat immer noch richtig Bock auf Fußball, nur eben nicht um jeden Preis, und hat in den kommenden Wochen Zeit, auch dem Rest der Welt zu zeigen, wieso solche Turniere dahin gehören, wo sie auch gebührend gefeiert werden.
Denn was hierzulande schon in den ersten Tagen für Geschichten geschrieben, was für Bilder entstanden sind, ist Balsam für die Fan-Seele. Kein Corona, kein Katar - dafür endlich wieder gigantisches Public Viewing und ausgelassene Stimmung auf den Fanmeilen der Republik.
In diesen politisch nicht immer einfachen Zeiten fast noch wichtiger: Die Welt - besser: Europa - ist wie schon 2006 wieder zu Gast bei Freunden. Deutschland präsentiert sich als herzlicher, bunter und begeisterter Gastgeber. Hoffen wir, dass das auch bei möglichen Niederlagen so bleibt!
Europa zu Gast in Deutschland: Fans machen die EM zum Fußballfest
Katar als dunkle Erinnerung - Fußball-Partys auf Deutschlands Straßen
Die WM in Katar ist nicht nur aus sportlicher Sicht immer noch eine quälende Erinnerung. Ekliges Sportswashing mit der eine verbrecherische Ölmacht sich Liebe erkaufen wollte. Kaum Rechte für Frauen, noch weniger für queere Menschen und dann noch die Berichten zufolge unzähligen Gastarbeiter, die bei der Errichtung der Fußball-Tempel ihre Leben ließen. Auch die Jahreszeit und die Atmosphäre passten einfach nicht…
Also UEFA gut? FIFA schlecht? So einfach ist es sicher nicht. Denn auch der Europäische Fußballverband würde, hätte er denn die Möglichkeit, seine Turniere für das nötige Kleingeld womöglich in allerlei fragwürdigen Nationen austragen lassen. Dass Geld nicht nur die Welt, sondern auch Europa regiert, zeigen unter anderem die zum Teil horrenden Preise in den UEFA-Fan-Zones.
Und auch Deutschland ist bekanntlich nicht frei von Fehlern, wird sich hier und da leider noch von seinen blau-braunen Schattenseiten zeigen und nicht jeden angereisten Fan vollends von sich überzeugen können. Doch die Macht der Bilder ist in den ersten Tagen verdammt stark!
Abertausende schottische Fans, die durch München tanzen, gemeinsam mit den Deutschen feiern. Albaner, die sich einen Spaß daraus machen, vor gekränkt-spielenden italienischen Fans Spagetti zu zerbrechen. Ein Meer an Holländern, das Hamburg an einem Tag in orange Farben taucht. Es sind Bilder, die das Netz begeistern und wahrscheinlich jedem Fußball-Fan ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Einziger Wermutstropfen bis jetzt: englische und serbische Fans, die sich auf einigen Straßen Gelsenkirchens bekriegen. Trotz der Einstufung als Hochsicherheitsspiel konnten Ausschreitungen am Sonntag nicht verhindert werden.
EM-Freuden in Deutschland: Über solche Aktionen lachten alle Fußball-Fans ...
... doch anderen "Fans" sorgten auch schon für weniger schöne Bilder
TAG24-Redakteur Niklas Perband ist begeistert von den ersten Tagen der Heim-EM
Doch das reicht noch nicht, um die allgemeine Stimmung zu trüben. Wir Fans haben dieses Miteinander und (hoffentlich) sportlich-spielerische Gegeneinander so vermisst.
Es soll ein Sommermärchen für den Fußball werden - ob besonders für den deutschen, das bleibt nun abzuwarten. Der Start war zumindest schon einmal verheißungsvoll ...
Titelfoto: Montage: dpa