Nach schlimmem Varga-Unfall: Ungarns Kapitän kritisiert Sanitäter!
Stuttgart - Die Bilder vom gestrigen Sonntagabendabend wühlen noch immer auf! Der Ungar Barnabás Varga (29) bekam den Ellbogen des schottischen Keepers Angus Gunn (28) unglücklich ins Gesicht, ging zuckend zu Boden und blieb quasi regungslos liegen.
Seine Teamkollegen eilten sofort zu ihrem Stürmer, doch bis das medizinische Personal auf das Feld kam, dauerte es ein wenig - viel zu lang, kritisierte Ungarns Kapitän Dominik Szoboszlai (23)!
"Es ist besser, wenn ich nicht darüber rede und nichts sage", tat der frühere RB-Leipzig-Spieler seinen Unmut bei MagentaTV kund.
Er selbst sei einer der ersten gewesen, die bei Varga gewesen seien. "Ich war selbst schockiert, ich habe probiert, ihn auf die Seite zu drehen, was eigentlich das Beste ist, was man in solchen Situationen machen kann", erzählte der 23-Jährige, der während des Interviews ein Trikot seines verletzen Kollegen trug.
Varga habe aufstehen wollen, nicht richtig Luft bekommen, doch sie hätten ihm gesagt, er solle liegen bleiben.
Besonders das Tempo, mit dem sich die Sanitäter zu dem Verletzten kamen, machte Szoboszlai wütend, im TV war zu sehen, dass diese sich in normalem Gehtempo in Richtung des schottischen Strafraums bewegten.
"Ich habe keine Ahnung, was das Protokoll ist, ob die Leute nicht auf den Platz laufen dürfen, wenn wir Hilfe brauchen?", fragte der Ungar. "Jeder ist gelaufen, ich bin gelaufen."
In solchen Situationen seien Sekunden entscheidend.
Dominik Szoboszlai fordert Veränderungen im Ersthelferprotokoll bei der EM
Man hat gesehen, dass das ein riesiges Problem ist, kritisierte Szoboszlai und forderte umgehend Veränderungen.
"Es ist nicht meine Entscheidung, aber wir müssen daran was ändern. Wir müssen da schneller machen, viel schneller, weil jeder weiß, dass Sekunden etwas bringen", schloss der Kapitän.
Glücklicherweise nahm Varga, der im Anschluss an das Unglück minutenlang auf dem Platz behandelt und dann umgehend in eine Klinik gebracht wurde, durch die längere Reaktionszeit wohl keinen weiteren Schaden.
Dennoch erwischte es den 29-Jährigen heftig: Er zog sich mehrere Brüche im Gesicht sowie eine Gehirnerschütterung zu, muss operiert werden und noch zwei weitere Tage im Krankenhaus bleiben.
UEFA bezieht Stellung zu den Vorwürfen von Dominik Szoboszlai
Inzwischen hat die UEFA auf die Vorwürfe des ungarischen Kapitäns reagiert und weist die Anschuldigungen zurück.
"Die Koordination zwischen dem gesamten medizinischen Personal vor Ort war professionell, alles geschah in Übereinstimmung mit den geltenden medizinischen Abläufen", teilte der Verband gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit. "Es gab keine Verzögerung bei der Behandlung und Betreuung des Spielers."
"Wir möchten klarstellen, dass der Mannschaftsarzt innerhalb von 15 Sekunden nach dem Vorfall eingegriffen hat. Unmittelbar danach nahm ein zweiter Arzt eine erste Beurteilung vor, um eine angemessene Behandlung gemäß den üblichen medizinischen Verfahren durchzuführen", hieß es weiter.
"Das Notfallteam wartete vorschriftsmäßig am Spielfeldrand und traf mit der Trage ein, nachdem es von den Sanitätern angefordert worden war, um den Spieler abzutransportieren."
Erstmeldung von 16.02, aktualisiert um 16.20 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: LLUIS GENE / AFP, DAMIEN MEYER / AFP