EM-Einsatz mit Auslands-Kollegen: Deutsche Polizisten fühlen sich "wie Rockstars"

Leipzig - Dienstagabend, 18 Uhr. Drei Stunden noch bis zum Anpfiff des EM-Achtelfinales Österreich gegen die Türkei in Leipzig. Ein Einsatztrupp der Bundespolizei trifft sich am Hauptbahnhof, um Streife im Zentrum zu laufen. Im Schlepptau haben sie neben ausländischen Kollegen auch TAG24-Redakteur Nico Zeißler.

Die drei türkischen (l., 3.v.l. und r.) Polizisten und der österreichische Kollege (3.v.r.) neben deutschen Bundespolizisten.
Die drei türkischen (l., 3.v.l. und r.) Polizisten und der österreichische Kollege (3.v.r.) neben deutschen Bundespolizisten.  © Silvio Bürger
Eine Reihe, drei Nationen: Österreich, Deutschland und die Türkei auf Streife in der Hainstraße.
Eine Reihe, drei Nationen: Österreich, Deutschland und die Türkei auf Streife in der Hainstraße.  © Silvio Bürger

Schon seit dem Mittag sind Fans beider Nationen in der sächsischen Metropole unterwegs, feiern friedlich auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz und auf dem Markt, stimmen sich mit einem kühlen Hellen auf die abendliche Begegnung ein. Es wird die letzte sein, die im Rahmen der EURO in der Red Bull Arena stattfindet.

Nach Verlassen des Bahnhofs bewegt sich der zehnköpfige Tross in Richtung Augustusplatz, wo zu dieser Zeit auf der Fanzone noch das Spiel Rumänien gegen die Niederlande übertragen wird.

Weiter geht's zum Markt. Hier trafen sich schon am frühen Nachmittag Tausende Fans. Mittlerweile hat sich das Feld zwar gelichtet. Doch vor allem türkische Anhänger sind es, die Fotos mit den Polizisten wollen. Allerdings ausschließlich mit drei Landsleuten, die die deutschen Kräfte an diesem Tag ebenso unterstützen wie ein Österreicher. Egal, welcher Nation ein Kollege oder eine Kollegin angehört, sie alle sind hier dem deutschen Recht unterstellt.

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Im Falle eines Einsatzgeschehens sollen sich die ausländischen Beamten im Rahmen der EM grundsätzlich im Hintergrund halten und nur dann deeskalierend eingreifen, wenn es beispielsweise Sprachbarrieren zu überwinden gilt oder Verstärkung vonnöten ist.

Die interne Kommunikation im Einsatztrupp läuft im heutigen Team über eine Beamtin, die neben Deutsch unter anderem auch Türkisch spricht.

Zwei Türkinnen baten um ein Foto mit den türkischen Beamten.
Zwei Türkinnen baten um ein Foto mit den türkischen Beamten.  © Silvio Bürger
Ein Foto mit seinem Landsmann ließ sich auch dieser gebürtige Innsbrucker (r.), der mittlerweile in Leipzig lebt, nicht entgehen.
Ein Foto mit seinem Landsmann ließ sich auch dieser gebürtige Innsbrucker (r.), der mittlerweile in Leipzig lebt, nicht entgehen.  © Silvio Bürger

EM-Partys in Leipzig: "Die Niederländer waren am verrücktesten"

Ein Bundespolizist verteilte EM-Anstecker an österreichische Fans.
Ein Bundespolizist verteilte EM-Anstecker an österreichische Fans.  © Silvio Bürger

In Leipzig sind die Polizisten am Dienstag nicht wirklich gefordert. Allerdings dienen sie neben einem Fotomotiv auch als Ansprechpartner für Gäste der Messestadt, die zum Stadion wollen oder ihr Parkhaus suchen. Dein Freund und Helfer steht ihnen tatkräftig zur Verfügung.

Während die Türkei kurz vor 23 Uhr durch einen überraschenden 2:1-Erfolg über Ralf Rangnicks (65) Alpenrepublik das Viertelfinale erreichte, was die Europameisterschaft in Leipzig offiziell beendete, kann die Polizei auf eine insgesamt ausgesprochen ruhige Endrunde ohne bemerkenswerte Vorkommnisse zurückblicken.

Doch ein Tag blieb letztlich vielen in - ausgesprochen positiver - Erinnerung. "Die Niederländer waren am verrücktesten", sagt Pressesprecher Jens Damrau mit Blick auf den 21. Juni, als die angereisten Oranje-Fans die Stadt fluteten und den Polizisten im Barfußgässchen Spalier standen.

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"Die haben gewunken und mit uns abgeklatscht – man dachte, man ist ein Rockstar", lacht eine Kollegin, die von einer "einmaligen Fankultur" unseres Nachbarlandes spricht, das an jenem Abend ein torloses Unentschieden gegen Frankreich erreichte.

Auch auf der Fanzone auf dem Augustusplatz wurde Halt gemacht.
Auch auf der Fanzone auf dem Augustusplatz wurde Halt gemacht.  © Silvio Bürger
Am 21. Juni verwandelten Oranje-Anhänger das Barfußgässchen in ein oranges Farbmeer. Auch Polizisten schoben sich durch die Menge, fühlten sich "wie Rockstars".
Am 21. Juni verwandelten Oranje-Anhänger das Barfußgässchen in ein oranges Farbmeer. Auch Polizisten schoben sich durch die Menge, fühlten sich "wie Rockstars".  © EHL Media

Und auch einen holländischen Fan (53) konnte die Bundespolizei happy machen. Er hatte sein Handy am Bahnhof liegen lassen, das von einem Dieb bis nach Finsterwalde mitgenommen wurde. Nachdem Kollegen ihn ausfindig gemacht hatten, fuhr das Smartphone samt Eintrittskarte zurück nach Sachsen, wodurch der 53-Jährige doch noch ins Stadion konnte.

Titelfoto: Bildmontage: Silvio Bürger

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