EM-Volunteer berichtet von "riesiger Erfahrung" und äußert Kritik
Grebenstein/Frankfurt am Main - Näher kann man als Nicht-Spieler und Nicht-Verantwortlicher wohl kaum am Geschehen rund um die Europameisterschaft in Deutschland dran sein. Als sogenannter Volunteer war Peter Göring aus Grebenstein (Hessen) hautnah am Puls des Geschehens. Neben viel Licht berichtet er aber auch von viel Schatten.
"Es ist eine riesige Erfahrung, die Fans hier zu erleben", kam der 63-Jährige zunächst kaum aus dem Schwärmen heraus. Eingesetzt war der freiwillige Helfer im Frankfurter Waldstadion, welches im Verlauf der EM lediglich als "Frankfurt Arena" bezeichnet werden durfte.
Dass es so weit kam, war dabei aber alles andere als ein Zuckerschlecken. Bereits vor einem Jahr bewarb sich der Leichtathletiktrainer bei der UEFA um einen Posten als unbezahlte Hilfskraft, wie er der Frankfurter Neuen Presse gegenüber berichtete.
Damit sei es aber noch lange nicht getan gewesen. Es folgten ein ausgiebiges Interview sowie die verpflichtende Vorlage eines Führungszeugnisses und ein entsprechendes Training, ehe er alle Partien, die in der Mainmetropole ausgetragen wurden, aus nächster Nähe miterleben durfte.
Seine Aufgaben und die seiner Mitstreiter waren dabei alles andere als eintönig. Schon von den öffentlichen Verkehrsmitteln aus leiteten Göring und die weiteren Volunteers die Fußballhungrigen Supporter in die richtigen Bahnen, sorgten sich um "verlorengegangene" Kinder oder verwiesen im Stadion auf die richtigen Plätze.
Harte Vorgaben der UEFA und nur ein Softdrink pro Helfer: Peter Göring will nicht mehr zum Fußball
Der passionierte Läufer, der unter anderem bereits bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 als Volunteer im Einsatz war, runzelte angesichts etlicher UEFA-Vorgaben aber auch kritisch die Stirn.
So habe es für jeden Volunteer pro Einsatz nur ein Softdrink zur Verpflegung vorgesehen. Und auch die Übernachtungen nach einem 21-Uhr-Spiel mussten von den Helfern selbst getragen werden - echte Wertschätzung angesichts des kostenfreien Einsatzes sähe definitiv anders aus.
Über die Vorgabe des europäischen Verbandes, die Partien keinesfalls mitzuverfolgen, setzte er sich übrigens kurzerhand hinweg und wagte immer wieder mal einen Blick auf das Spielgeschehen - beispielsweise beim Gruppenspiel zwischen England und Dänemark.
Daher sei sein Mitwirken bei der EM auch definitiv Görings letzter Einsatz beim Männer-Fußball. Er wolle sich in Zukunft wieder verstärkt Engagements bei Leichtathletik-Veranstaltungen widmen.
Titelfoto: Andreas Arnold/dpa