Pyrotechnik doch kein Verbrechen? DFL prüft Erlaubnis!
Frankfurt am Main - "Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen", grölte Balkonultra Niko Thoms (29) vor wenigen Monaten - und traf damit bei den Deutschen einen Nerv. Das Lied ging viral, wurde sogar von den Fans bei der EM 2024 gesungen. Nun könnte sein Herzenswunsch tatsächlich in Erfüllung gehen, denn die Deutsche Fußball Liga prüft offenbar eine Freigabe.
Seit Jahren brennen Fans hierzulande regelmäßig Bengalos im Stadion ab, zahlreiche Ultra-Gruppierungen schwören bei ihren Choreografien auf farbigen Rauch. Doch offiziell ist das Zündeln verboten und zieht immer wieder hohe Geldstrafen für die Klubs nach sich.
Damit könnte allerdings bald Schluss sein. Wie die Bild berichtet, liebäugelt die DFL mit einer Teilöffnung für feuergewaltige Shows auf den Rängen.
Auf den Tisch kommen soll das Thema demnach beim anstehenden Spitzentreffen zwischen Politikern, DFL und DFB zu Gewalttätern und Pyrotechnik im Fußball, das auf Initiative von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (67, CSU) anberaumt wurde.
Man sei inzwischen offen für das kontrollierte Abbrennen bestimmter pyrotechnischer Gegenstände in den Fußballtempeln der Erst- und Zweitligisten, Böller und Raketen sollen aber weiterhin verboten bleiben.
Als Vorbild diene ein soeben gestartetes Pilotprojekt in der norwegischen Liga. Dort haben die Behörden für die nächsten zwei Spielzeiten eine Ausnahmegenehmigung für Fackeln und Rauchdosen erteilt.
In Norwegen gelten künftig strenge Regeln für das Abbrennen von Pyrotechnik
Allerdings ist die Teilerlaubnis mit strengen Auflagen für Vereine, Fans und Stadien verbunden. So müssen Pyrotechnik-Zünder volljährig, identifizierbar und nüchtern sein, zulässig sind darüber hinaus nur zertifizierte Gegenstände.
Das Abbrennen ist weiterhin nur in zwei markierten Abschnitten des Stadions erlaubt, Löschvorrichtungen müssen ausreichend vorhanden sein. Außerdem gilt bei Fackeln ein Mindestabstand von einem Meter zu anderen Anhängern.
"Es geht darum, Sicherheit auf den norwegischen Tribünen zu schaffen", sagte die norwegische Justizministerin Emilie Enger Mehl (30) in einer Mitteilung.
Auch in Deutschland setzen sich mehrere Vereine schon seit Jahren für eine Lockerung ein. Im vergangenen Herbst bekräftigte etwa der Hamburger SV die eigene Position zur Thematik und schlug ein ähnliches Versuchsprojekt mit Sicherheitsabständen, Brandschutzauflagen und wissenschaftlicher Begleitung vor, wie das Hamburger Abendblatt berichtete.
Unterstützung gab es sogar vom Stadtrivalen St. Pauli und dem Nachbarn aus Bremen, doch damals stieß das Vorhaben bei den verantwortlichen Funktionären demzufolge noch nicht auf Begeisterung.
Titelfoto: Federico Gambarini/dpa, Robert Michael/dpa