WM-Vergabe im Hinterzimmer: DFB "traut sich nicht", den Mund aufzumachen!
Zürich (Schweiz) - Schon im Jahr vor der offiziellen Abstimmung über den Austragungsort der WM 2034 gab FIFA-Präsident Gianni Infantino (53) bekannt, dass diese in Saudi-Arabien stattfinden wird. Ein Ex-Funktionär des Weltverbands packt nun über den Hinterzimmer-Prozess aus - und erklärt, wieso der DFB zu der Entscheidung schweigt.
Miguel Maduro (56), der von 2016 bis 2017 dafür zuständig war, das Verhalten der FIFA zu überwachen, sieht die Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien äußerst kritisch.
"Die FIFA hat 2016 mit den Reformen viel versprochen, was die Art der Vergabe von Weltmeisterschaften angeht", erklärte der Ex-Funktionär gegenüber der Sportschau.
Das beinhalte etwa ein hohes Maß an Transparenz, mehr Wettbewerb und auch die Sicherstellung der Einhaltung von Menschenrechten im Gastgeberland.
Doch die Vergabe der WM 2034 sei nun exakt gegenteilig verlaufen: "Alles wurde im Hinterzimmer abgesprochen und führt nun unweigerlich zu dem Schluss, dass die WM 2034 an Saudi-Arabien vergeben wird."
Es gebe schlicht keine Kontrollmechanismen, in der FIFA herrschten Kartellstrukturen und eine enorme Machtkonzentration, klagte der Portugiese an. Dadurch, dass der Fußball-Weltverband selbst bestimme, wohin er Gelder verteile, könne er Stimmen kontrollieren - wie etwa für eine WM-Austragung in Saudi-Arabien.
Die Möglichkeit, Landesverbände wie den Deutschen Fußball-Bund (DFB) für ihre Zustimmung zu belohnen und ihre Kritik zu bestrafen, sorge dafür, dass die Verbände wissen, dass sie "spuren müssen".
Der Preis für die Infragestellung der FIFA sei Verlust von eigenem Einfluss: "Deshalb trauen sie sich nicht, es zu tun."
Miguel Maduro: Verbände haben Angst vor Konsequenzen
"Sie haben Angst, wenn sie nicht mit dem übereinstimmen, was die Führung der FIFA bereits entschieden hat - das gilt für fast alle Verbände", führte Maduro aus.
Ähnliches habe man bei der Diskussion um die One-Love-Binde gesehen. Als Jurist ist Maduro der Meinung, dass das Verbot der Binde vor einem Sportgerichtshof hätte angefochten werden können - doch jeder Verband habe gewusst, dass er im Nachhinein die Konsequenzen dafür tragen müsste.
Das Problem liege aber nicht bei FIFA-Präsident Infantino oder seinen Vorgängern persönlich, sondern an den Gesamtstrukturen.
Und so werden wir vermutlich noch die ein oder andere Skandalentscheidung bei der FIFA erleben - schließlich ist es unwahrscheinlich, dass der Weltverband sich selbst von innen heraus revolutioniert.
Titelfoto: Bildmontage: Uwe Anspach/dpa, Uncredited/AP