Hat der VAR-Irrsinn bald ein Ende? Schiri-Boss flirtet mit ganz neuem System!
Frankfurt am Main - Steht die nächste Video-Revolution an? Gut sieben Jahre nach seiner Einführung sorgt der VAR immer noch regelmäßig für hitzige Diskussionen, zuletzt erst am gestrigen Freitagabend beim Spiel zwischen dem BVB und St. Pauli. DFB-Schiedsrichter-Chef Knut Kircher (55) liebäugelt daher mit einer Alternative.
Im Interview mit der Sportschau signalisierte der 55-Jährige seine Offenheit für ein Challenge-System und eine abgespeckte Technik-Unterstützung.
"Wir als Schiedsrichter sind allem gegenüber aufgeschlossen, was dem Fußball guttut", erklärte der langjährige Spitzen-Referee. "Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Video-Support dem Fußball guttut."
Video-Support bedeutet, dass niemand mehr im berüchtigten "Keller" vor den Bildschirmen hockt, sondern der Haupt-Unparteiische strittige Szenen nur noch am Spielfeldrand checkt - und zwar nach Aufforderung.
Verbunden wäre das Modell nämlich mit einem Challenge-System, wie es bereits im American Football, Tennis oder Basketball zum Einsatz kommt. Trainer könnten Entscheidungen dann in begrenzter Anzahl pro Partie anfechten.
Da die Methode deutlich kostengünstiger ist, wäre sie zunächst vor allem für kleinere Ligen interessant. Zuletzt wurde die VAR-Alternative bereits bei der U20-WM der Frauen getestet, außerdem hat Italien schon angekündigt, sie in der drittklassigen Serie C ausprobieren zu wollen.
So kann das neue Video-System nach Deutschland kommen
In Deutschland könnten die 3. Liga sowie die Frauen-Bundesliga, für die der DFB federführend ist, als Vorreiter dienen
"Wir verfolgen es mit hohem Interesse, wenn eine 3. Liga einer anderen großen europäischen Fußballnation ein solches Modell testet", verriet DFB-Geschäftsführer Manuel Hartmann (40). Er sei "gespannt" auf die Erfahrungen aus Italien.
Laut Kircher sei zudem entscheidend, für welches System sich die Vereine künftig aussprechen.
Darüber hinaus gilt es, die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit ins Boot zu holen, die hierzulande für die Bundesliga und 2. Bundesliga zuständig ist und aktuell auf den VAR setzt. Im Moment gebe es bei der DFL auch noch keine Überlegungen in eine andere Richtung, wie der Verband der Sportschau mitteilte.
Dabei sprechen sich Fan-Vertreter schon seit Jahren für eine grundlegende Überarbeitung des VAR aus und die Probleme der Technik immer wieder an.
Kircher gab zu, dass das System im Moment "zu kleinteilig, zu detektivisch" sei und - anders als eigentlich angedacht - häufig im "Graubereich" eingreife, wo der VAR "nichts zu suchen" habe.
Titelfoto: Bildmontage: Andreas Gebert/dpa, Sven Hoppe/dpa