Fast 1000 Spielabbrüche! Deutscher Amateur-Fußball hat großes Gewaltproblem

Frankfurt am Main - Der Deutsche Fußball-Bund hat das Lagebild des Amateurfußballs vorgestellt. Die Zahlen stagnieren auf einem hohen Niveau - zum Unmut von Vizepräsident Ronny Zimmermann (62).

Ronny Zimmermann (62) ist als DFB-Vizepräsident für den Amateurfußball und Angelegenheiten der Regional- und Landesverbände zuständig.
Ronny Zimmermann (62) ist als DFB-Vizepräsident für den Amateurfußball und Angelegenheiten der Regional- und Landesverbände zuständig.  © Caroline Seidel/dpa

Allein in der abgelaufenen Spielzeit sind im Amateurbereich 961 Spiele wegen Gewalt und Diskriminierung abgebrochen worden, wie der DFB am Montag bekannt gab.

Das sei eine nicht zufriedenstellende Zahl: "Wir müssen unsere Bemühungen verstärken. Wir haben die Tendenz zwar gestoppt, aber die Zahlen stagnieren auf einem hohen Niveau", so Zimmermann. Es gebe "immer noch zu viele geschädigte Menschen. Das ist ein Bild, mit dem der Fußball nicht leben kann."

Allein 126 Mal wurden Begegnungen mit Beteiligungen von F-, E- und D-Jugendlichen vorzeitig beendet, weil es zu Gewalt und Diskriminierung kam.

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Die Quote aller Abbrüche liegt unverändert bei 0,08 Prozent, obwohl mehr Spiele ausgetragen wurden.

Auf den Amateurplätzen kam es nach DFB-Angaben während der vergangenen Saison zu 6224 Vorkommnissen. Das entspricht 0,5 Prozent aller Spiele mit einem abgeschlossenen Spielbericht.

4116 Mal wurde ein Spieler als Beschuldigter genannt. Bei 1191 Partien wurde ein Betreuer beschuldigt und bei 2200 Fällen ein Zuschauer.

Der Tod eines 15-jährigen Spielers überschattet die vergangene Saison

Auf dem Gelände des SV Viktoria Preußen im Frankfurter Stadtteil Eckenheim war es Ende Mai bei einem Turnier zu einer Schlägerei gekommen, in deren Folge ein 15-Jähriger starb.
Auf dem Gelände des SV Viktoria Preußen im Frankfurter Stadtteil Eckenheim war es Ende Mai bei einem Turnier zu einer Schlägerei gekommen, in deren Folge ein 15-Jähriger starb.  © Boris Roessler/dpa

Meist sind die Schiedsrichter in der Geschädigten-Gruppe überrepräsentiert. Das liege daran, dass sie in den unteren Klassen allein für die Spielleitung verantwortlich sind.

Nach dem Tod eines 15-jährigen Berliners nach einem gewalttätigen Angriff durch einen Gegenspieler bei einem Jugendturnier in Frankfurt am Main wird Zimmermann die abgelaufene Spielzeit jedoch ohnehin negativ in Erinnerung behalten.

"Jenseits aller Statistiken müssen wir festhalten, dass in der zurückliegenden Saison ein Mensch sein Leben verloren hat. Das muss endgültig ein Warnsignal sein, gleichgültig welche Rolle man im Sport einnimmt", sagte er.

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Um Gewaltvorfällen und Diskriminierung auf dem Fußballplatz vorzubeugen, setzt Zimmermann auf präventive Maßnahmen. Neben zahlreichen Projekten wurden in allen 21 Landesverbänden zusätzlich Anlaufstellen eingerichtet.

"Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen", sagte Zimmermann. "Es kann überall und jeden Tag etwas Schlimmes geschehen, daher müssen wir alle aufmerksamer und wacher werden und negativen Entwicklungen frühzeitig entgegentreten."

Titelfoto: Caroline Seidel/dpa

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