"Ein Desaster!" Fredi Bobic attackiert DFB-Präsident Bernd Neuendorf
Köln - Die Meldung, dass der streitbare Andreas Rettig (60) die Nachfolge von Oliver Bierhoff (55) als Geschäftsführer Sport beim DFB übernimmt, war keine 48 Stunden alt, da traten die "Taskforce"-Mitglieder Karl Heinz Rummenigge (67) und Oliver Mintzlaff (48) von ihren Ämtern zurück.
Vorausgegangen war eine kommunikative Panne beim DFB, denn die beiden Fußball-Insider wussten nichts von der Personalie Rettig.
Der offenbar als Alleingang durchgezogene Akt von Präsident Bernd Neuendorf (62) sorgte kurz nach der Neubesetzung des so wichtigen Postens gleich zum nächsten Diskussionsthema im aktuell sowieso krisengebeutelten Verband.
Nun hat auch der ehemalige Nationalspieler und Manager Fredi Bobic (51) klare Worte gefunden: "Kommunikativ war das ein Desaster mit der Personalie Andreas Rettig. Da kannst Du die Männer aus der Taskforce, Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff, die teilweise wirklich viel für den deutschen Fußball getan haben, auch mal mitnehmen, dass sie es nicht aus den Medien erfahren", watschte Bobic Neuendorf im Rahmen eines Vortrages beim Sportdirektoren-Studiengang an der Sporthochschule Köln ab.
Der ehemalige Auswahlspieler war bis Januar 2023 als Manager bei Hertha BSC tätig, kurz nach dem Stadtderby gegen Union Berlin wurde er entlassen.
DFB: Andreas Rettig ist Gegner der Kommerzialisierung des Fußballs, genau da sieht Fredi Bobic Zündstoff
Bobic sieht nicht nur die Kommunikation als Problem, sondern die Besetzung des Postens mit Rettig generell als schwieriges Signal an die Liga.
"Eins ist klar: Durch die Entscheidung für Rettig haust Du einen Spalt rein zwischen Liga und DFB. Da kann DFB-Boss Bernd Neuendorf erzählen, was er will, das ist ein Fakt", stellt der 51-Jährige klar.
Was meint er damit? Rettig ist seit Jahren in diversen Manager-Ämtern bei Vereine in der Bundesliga, der 2. Bundesliga und 3. Liga tätig gewesen, zwischen 2013 und 2015 leitete er die DFL-Geschäftsführung.
Der Funktionär ist als Gegner der zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs bekannt, vor allem die oberen Bundesliga-Vereine streben aber genau das an. Nach dem geplatzten Investoren-Deal wollen sie einen neuen Anlauf nehmen, den Einstieg eines Investors in den Profi-Fußball in Deutschland möglich zu machen. Das dürfte mit Rettig für Zündstoff sorgen.
Bobic sieht aber noch eine weitere Herausforderung. "Im Sommer wird er wahrscheinlich eh einen neuen Sportdirektor brauchen, da hat er genug Zeit, um zu überlegen, wie man das zwischen Liga und DFB kommuniziert", sagt der Manager bezogen auf Neuendorf und die Neubesetzung des Postens von Rudi Völler (63), der das Amt nicht länger als Mitte 2024 ausüben wird.
Titelfoto: Tom Weller/dpa