DFB-Pokal: Warum gibt es in Saarbrücken immer so viel Regen?

Saarbrücken - Das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach fiel beim ersten Versuch ins Wasser, das Hinspiel gegen Dynamo Dresden musste nach starken Regenfällen wiederholt werden. Nun wurde auch das Ligaspiel gegen Rot-Weiß Essen wurde vorbeugend abgesagt. Doch warum versinkt ausgerechnet das Ludwigsparkstadion immer wieder im Matsch-Chaos? Die Gründe sind vielschichtig, reichen weit zurück - und frustrieren nicht nur den Klub.

Der Rasen im Ludwigsparkstadion steht immer wieder unter Wasser und behindert so den Spielbetrieb des 1. FC Saarbrücken.
Der Rasen im Ludwigsparkstadion steht immer wieder unter Wasser und behindert so den Spielbetrieb des 1. FC Saarbrücken.  © Uwe Anspach/dpa

Ihren Anfang nahm die Misere schon beim Rasenwechsel 2008 im alten Ludwigspark, der seinerzeit noch rund 35.000 Zuschauern Platz bot.

"Damals wurde keine Drainage verlegt, das ist das Ur-Problem", erklärte Oberbürgermeister Uwe Conradt (46, CDU) nach der Cup-Farce vom Mittwoch im Interview mit Sport1.

Sieben Jahre später bewilligte die Stadt den Umbau für geplante 16 Millionen Euro, doch gerade bei der Spielfläche sei erneut gespart worden. Der alte Rasen und die Tribüne blieben drin, die Arbeiten erleichterte das aber anscheinend nicht.

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Stattdessen zog sich die Renovierung endlos hin und verspeiste bis zur offiziellen Eröffnung im September 2021 sogar satte 48 Millionen Euro. Dass die grüne Naturwiese zum Problem werden könnte, sei da schon längst bekannt gewesen, allerdings hatte der Budget-Friedhof bereits zu viel Geld verschlungen.

Für eine professionelle Rohr-Drainage oder andere Annehmlichkeiten blieb selbst nach der Feststellung eines Wurm-Befalls keine Kohle mehr übrig: "Dann hat ein Gutachter gesagt, dass der Rasen rausmuss, aber der Untergrund okay sei. Dann hat man den gelassen - aber dann ließ die Rasenheizung sich nicht verlegen", so Conradt weiter.

Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (46, CDU, M.) ist sich der Rasen-Problematik im Ludwigsparkstadion sehr wohl bewusst.
Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (46, CDU, M.) ist sich der Rasen-Problematik im Ludwigsparkstadion sehr wohl bewusst.  © Oliver Dietze/dpa

Der FC Saarbrücken hat kein Wetter-Glück und muss Spiele absagen

Die Drittliga-Partie gegen Dynamo Dresden musste zur Halbzeit abgebrochen werden.
Die Drittliga-Partie gegen Dynamo Dresden musste zur Halbzeit abgebrochen werden.  © Fabian Kleer/Fußball-News Saarland/dpa

Die Entscheidungen seien in dem Moment zwar alle nachvollziehbar gewesen, rächten sich in der Folge aber trotzdem.

Zur Saison 2020/21 kehrte Saarbrücken ins unfertige Stadion zurück, doch noch vor der feierlichen Einweihung kam es zu den ersten Spielabsagen, weil dem Frost im Winter ohne Heizung nicht Einhalt geboten werden konnte.

Zur laufenden Runde verschärfte sich die Lage. Im Oktober musste die Wasserschlacht gegen Dynamo Dresden auf einer untragbaren Pfützen-Landschaft abgebrochen werden, die Pokal-Sensation Anfang November gegen den FC Bayern stand ebenso auf der Kippe.

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Gegen Gladbach nutzte dann auch der Einsatz von Planen am Vortag nichts, vorsorglich wurde am Donnerstagabend das für Sonntag angesetzte Duell gegen Unterhaching aufgrund der Regenprognosen verschoben.

Sicherlich half es jüngst nicht gerade, dass selbst der Wettergott dem FCS keinesfalls gewogen war. Laut dem DWD sicherte sich das Saarland im vergangenen Herbst den unrühmlichen Titel der regenreichsten Region Deutschlands.

Insgesamt prasselte 50 Prozent mehr Niederschlag als gewöhnlich auf das kleine Bundesland ein. Immerhin handele es sich dabei nicht um einen langfristigen Trend, die zwischenzeitliche Spitzenreiter-Rolle sei lediglich auf die normale "klimatische Variabilität" zurückzuführen, wie DWD-Sprecher Uwe Kirsche auf TAG24-Nachfrage erklärte.

Auf weniger Regen will und kann sich OB Conradt allerdings nicht verlassen: "Wir ziehen daraus die Lehre, dass der Weg der Komplettsanierung des Rasens weitergegangen werden muss."

Die Stadt Saarbrücken bewilligt einen neuen oder grundsanierten Rasen

Der Einsatz von Bläsern half beim mangelhaften Untergrund am Mittwochabend auch nicht mehr.
Der Einsatz von Bläsern half beim mangelhaften Untergrund am Mittwochabend auch nicht mehr.  © Uwe Anspach/dpa

Die Sanierung oder der vollständige Austausch sowie die Erhöhung der Zuschauer-Kapazität des Ludwigsparkstadions auf 18.500 Plätze wurde vom Stadtrat am Dienstag wenigstens bereits beschlossen, wie der Saarländische Rundfunk vermeldete.

Ob die vorsorglich veranschlagten zwei Millionen Euro dieses Mal ausreichen, wird sich zeigen, doch der Hoffnungsschimmer leuchtet.

Ungeschoren möchte der Oberbürgermeister die Verantwortlichen des missratenen Umbaus übrigens nicht davonkommen lassen.

Hinsichtlich möglicher Schadenersatz-Forderungen erwäge man in der Landeshauptstadt juristische Schritte. "Wir prüfen alles", sagte Conradt. "Aber es wird nicht ganz einfach."

Titelfoto: Uwe Anspach/dpa

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