Zu viele Top-Spieler? Gündogan mit kurioser Erklärung für DFB-Misere
Barcelona (Spanien) - Er hat einen Job, den aktuell wohl die wenigsten gerne machen würden: Ilkay Gündogan (33) ist Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. In dieser Funktion hat er natürlich einen anderen Einblick, warum es bei den DFB-Kickern nicht läuft - und erklärt: Deutschland habe einfach zu viele außergewöhnliche Spieler!
Während viele Fans des DFB-Teams inzwischen eher mit Angst und Skepsis auf die Heim-EM 2024 blicken, empfinde Gündogan nichts als Vorfreude, wie er im Interview mit der Zeit verriet.
Das zeigt: Er hat Hoffnung, dass es für das Team wieder bergauf geht!
Zwar erklärt der Triple-Sieger von 2023: "Häufig sind wir mit uns selbst beschäftigt, weil jeder von uns denkt, dass es besser werden muss. Das ist ein Teufelskreis."
Doch dass nur noch wenig Zeit bis zur EM ist, sieht er vor diesem Hintergrund positiv: Zeitdruck könne dem Team helfen.
"Wir brauchen klare Aufgaben. Wir sind noch in der Entwicklungsphase", erklärte Gündogan. Im Training gelinge vieles gut, die Mannschaft habe gerade im Vergleich zu anderen Teams eine hohe Qualität.
Und holte dann zur wohl ungewöhnlichsten Erklärung für die DFB-Misere aus: "Vielleicht liegt das Problem auch darin begründet, dass wir so viele außergewöhnliche Fußballer in unseren Reihen haben!"
Ilkay Gündogan: "Haben es nicht geschafft, als Mannschaft zu wachsen"
Einfach zu viele Top-Spieler, die aber kein Team bilden?
"Ich habe in gewissen Phasen das Gefühl, dass jeder Einzelne von uns zu viel mit sich selbst beschäftigt ist", bestätigte der Barcelona-Profi. "Wir haben es bis jetzt nicht geschafft, als Mannschaft zu wachsen."
Auch sich selbst nahm der Kapitän nicht aus der Verantwortung.
"Wir schauen uns gegenseitig zu wenig an", erklärte Gündogan. "Auch ich habe es in den letzten beiden Spielen nicht immer geschafft, meinen Tunnel zu verlassen. Als Kapitän ist es meine Verantwortung, das vorzumachen und es einzufordern."
Dabei helfen sollen, wenn möglich, auch die deutschen Fans. Die Hoffnung des 33-Jährigen: "Dass unsere Fans uns auch unterstützen, wenn es mal nicht so gut läuft."
"In den letzten Monaten und Jahren war wirklich vieles nicht gut. Natürlich haben wir selbst viel dazu beigetragen", zeigte sich Gündogan selbstkritisch. "Aber ich glaube, jeder, der Fußball liebt, sollte treu sein, wenn’s mal schlecht läuft. Wenn eine Mannschaft das spürt, hilft das."
Außergewöhnliche Fußballer, hohe Trainingsqualität, Spieler, die an ihren Fehlern arbeiten und Fans im Rücken: Mit dieser Formel klingt die anstehende Heim-EM eigentlich so, als könnte sie nur gelingen.
Doch ein entscheidendes Puzzlestück fehlt: Das Team muss die Leistung endlich einmal wieder auf den Platz bringen.
Titelfoto: Christian Charisius/dpa