Wie sich Heiko Scholz in Dresden in die Weltmeister-Elf spielte
Dresden - Es war das erste und bis heute letzte Länderspiel in Dresden. Und ein Sachse durfte ausgerechnet in seiner Heimat sein Debüt im DFB-Dress feiern. Heute Teil 3 unserer Sommerserie rund um den Dresdner Fußball.
Und plötzlich stehst du da und bist der einzige Ossi in einer erlauchten Riege voller Weltmeister. Wir sehen Heiko Scholz, den heute 55-jährigen Co-Trainer von Dynamo Dresden, vor einem seiner wichtigsten Spiele.
Es war der 14. Oktober 1992, als die bundesdeutsche Nationalelf zum ersten Mal seit Kriegsende wieder im Osten auflief - und zwar in Dresden.
Vielleicht war es ein wenig Ostquote, vielleicht waren es seine überragenden Leistungen im Dress von Bayer Leverkusen. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem. Erstmals nach der Wiedervereinigung hielt die DFB-Elf in den neuen Bundesländern Hof. Und Heiko Scholz gehörte nicht nur zum Kader, sondern stand in der Startelf.
"Ich hatte schon in meinem ersten Bundesliga-Jahr bei Dynamo ganz ordentliche Leistungen gebracht", erinnert er sich heute. "Deshalb holte mich Reiner Calmund im Sommer 1992 ja zu Bayer. Als Ersatz für den abgewanderten Jorginho auf der rechten Seite. Erst dann geriet ich in den Fokus von Bundestrainer Berti Vogts."
Und ausgerechnet im Rudolf-Harbig-Stadion, wo Scholz so große Erfolge genießen konnte, sollte er nun sein Debüt feiern. In einer Elf mit den Weltmeistern Rudi Völler, Lothar Matthäus, Guido Buchwald oder Thomas Häßler.
Siebenmal für Deutschland Ost gekickt - und einmal für West
"Ja das war schon faszinierend und aufregend", sagt Scholz. "Aber die Jungs haben mich super aufgenommen. Alle waren ganz normal, nicht abgehoben. Und ich war einfach nur mächtig stolz dabei zu sein."
Nationalspieler war Heiko Scholz übrigens auch schon in der DDR. Siebenmal lief er für Deutschland Ost auf, verpasste mit der Mannschaft nur knapp die WM in Italien. Aber war dafür beim allerletzten Spiel im September 1990 in Belgien dabei.
"Ich habe mich so gefreut, dass so viele abgesagt haben. Die meisten, weil sie keinen Bock mehr hatten. Ich aber wollte unbedingt dabei sein. Und ich wollte aufs Mannschaftsfoto. Ich wusste, das wird ein echtes Zeitdokument."
Für Deutschland West dagegen lief "Scholle" nur einmal auf. Das Dresdner Spiel gegen Mexiko (1:1) blieb sein erstes und letztes. "Ich war noch mehrfach im Kader, bei der Südamerika-Reise dabei, dann war Feierabend", sagt er.
"Aber ich bin darüber nicht traurig. Es überwiegt bis heute der Stolz, dabeigewesen zu sein. Wenn man ehrlich ist, war ich zwar kein Blinder, aber eben auch kein ganz guter Spieler. Obwohl, eine Chance hätte ich schon noch verdient gehabt ..."
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Titelfoto: Repro: Ove Landgraf, Dresdner Fußballmuseum, Privat (2)