"Poldi, Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck in Deutschland?" Bundesbehörde sorgt für Fassungslosigkeit

Deutschland - Bitte was? Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erhitzt mit einer krassen These die Gemüter auf Instagram: Das Sommermärchen 2006 soll mitschuldig am Rechtsruck in Deutschland sein! Für den Post erntet die Bundesbehörde massive Kritik - und reagiert.

Bei der WM 2006 feierte die deutsche Nationalmannschaft mit Platz drei ein echtes Sommermärchen.
Bei der WM 2006 feierte die deutsche Nationalmannschaft mit Platz drei ein echtes Sommermärchen.  © NICOLAS ASFOURI/AFP

"Sind Poldi, Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck in Deutschland?" Mit dieser Frage betitelte die bpb am Dienstag ein Video auf Instagram. Was zunächst wie Satire klingt, wird dann aber nicht humoristisch aufgelöst - stattdessen lautet das Fazit: "Steile These, aber da könnte schon was dran sein."

In dem Beitrag wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen den schwarz-rot-goldenen Fanartikeln, die im Zuge des Sommermärchens 2006 wieder in Mode kamen, und der rechtsextremen Gruppierung Pegida - ein Unding für Hunderte Instagram-Nutzer.

"Deutschland kennt man in der Welt vor allem für zwei angefangene Weltkriege und vielleicht noch den Mauerfall. Doch dann kam die Fußball-WM der Männer 2006 nach Deutschland. Unter dem Motto: 'Die Welt zu Gast bei Freunden'. Und da durften die Deutschen wieder Flagge zeigen, ohne, dass es irgendwie nationalistisch wirkte, weil es halt nur Fußball war", erklärt die Mitarbeiterin des bpb.

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Nach der WM sei dann die "Patriotismus-Afterhour" weitergegangen - auch außerhalb vom Fußball: "Etwas weniger als zehn Jahre später laufen mit Pegida 'patriotische' Europäer mit Deutschlandfahnen durch Dresden."

Dem Politikwissenschaftler Clemens Heni (54) zufolge wäre das ohne die WM 2006 so nicht möglich gewesen - wenn man also provokativ sein wolle, könne man schon mal fragen: "2006 - ein Sommermärchen für den Nationalismus?"

Bundeszentrale für politische Bildung löscht den Beitrag wieder

Mit Thesen wie diesen sorgte die Bundeszentrale für politische Bildung für Fassungslosigkeit.
Mit Thesen wie diesen sorgte die Bundeszentrale für politische Bildung für Fassungslosigkeit.  © Bildmontage: Screenshot/Instagram/bpb_de (2)

Schon die Feststellung, dass Deutschland nur für Weltkriege und Mauerfall bekannt gewesen sein soll, sorgt für Unverständnis, doch besonders die weiteren Schlussfolgerungen machen die Nutzer wütend.

"Durch solche dämlichen Beiträge verliert ein super Bildungsinstrument an Glaubwürdigkeit. Die WM für den Rechtsruck verantwortlich zu machen, ist mit Abstand das Dümmste, was ich seit Monaten gehört habe", ist noch einer der netteren Kommentare, die sich unter dem Beitrag sammeln.

Am heutigen Donnerstag hat die Bundeszentrale für politische Bildung auf den Shitstorm reagiert und den Post von ihrem Instagram-Account entfernt, eine Erklärung dazu blieb aber aus.

Titelfoto: Bildmontage: NICOLAS ASFOURI / AFP, Screenshot/Instagram/bpb_de

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