Kein Bock auf die Frauen-WM? Deutsche TV-Sender sträuben sich!

Frankfurt am Main - Die Zeit ist knapp: Keine Hundert Tage sind es, bis die Fußball-WM der Frauen angepfiffen wird. Noch immer gibt es keine Einigung mit einem TV-Sender, der in Deutschland überträgt. Doch woran liegt das?

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (55, r.) und DFB-Kapitänin Alexandra Popp (32) waren bei der EM im vergangenen Jahr noch ein echter Quoten-Magnet.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (55, r.) und DFB-Kapitänin Alexandra Popp (32) waren bei der EM im vergangenen Jahr noch ein echter Quoten-Magnet.  © FRANCK FIFE / AFP

Selbst als ZDF-Mitarbeiterin kann Martina Voss-Tecklenburg (55) zur Frage nach den Übertragungen der Weltmeisterschaft im Sommer kaum etwas sagen.

"Da bin ich auch nicht im Prozess so tief drin, dass ich das beantworten könnte", erklärte die Bundestrainerin der deutschen Frauen kürzlich, die nebenberuflich für den öffentlich-rechtlichen TV-Sender als Expertin arbeitet.

"Gott sei Dank bin ich für die sportlichen Dinge verantwortlich und muss mich in den Prozess nicht auch noch einbringen. Für Medienrechte haben wir unsere Fachabteilung."

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Die Fachabteilung des Deutschen Fußball-Bundes ist aber ebenso ratlos bei der immer drängenderen Frage: Wer zeigt hierzulande im Fernsehen die Spiele der WM in Australien und Neuseeland?

"Seitens des DFB wünschen wir uns eine große Reichweite und Sichtbarkeit - sowohl für das Turnier insgesamt, vor allem aber für die Spiele unserer Frauen-Nationalmannschaft im Sinne unserer Fans und Partner, um die großartige Entwicklung des Frauenfußballs der letzten Monate weiter zu fördern", sagte Holger Blask, Marketing-Chef beim DFB.

Die FIFA fordert mehr Geld von den TV-Anstalten für die Frauen-Weltmeisterschaft

Das EM-Finale zwischen Deutschland und England war für die TV-Sender ein voller Erfolg.
Das EM-Finale zwischen Deutschland und England war für die TV-Sender ein voller Erfolg.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

"Deshalb gehen wir davon aus, dass die FIFA und die interessierten TV-Sender auch die wirtschaftlichen Potenziale der Frauen-WM angemessen und marktgerecht bewerten und gute Lösungen finden."

Wie kann es sein, dass kein deutscher Fernsehsender die TV-Lieblinge des Vorjahres übertragen will? Die EM war doch ein Quoten-Hit: Die Live-Übertragung vom Finale zwischen Deutschland und England im Wembleystadion war mit 17,952 Millionen Zuschauern sogar die am meisten gesehene Fernsehsendung des gesamten Jahres.

Interesse besteht natürlich, auch wenn das niemand offiziell sagen will. ARD und ZDF schweigen dazu genauso wie die RTL-Gruppe und ProSiebenSat.1. oder die zuletzt im Frauensport besonders aktiven Pay-Anbieter Sky und DAZN.

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Kurioserweise äußerte sich der Weltverband FIFA in einem Verfahren, das sonst von größter Verschwiegenheit geprägt ist. Die Ausschreibung für die Übertragungsrechte "war bisher erfolglos, da es keine Angebote gab, die das größte Frauenfußballturnier der Welt in seinem wahren Wert anerkennen", hieß es auf Anfrage bei der FIFA.

Mit anderen Worten: Der Weltverband will mehr Geld, als bisher aus Deutschland geboten wurde.

Die Gruppenspiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft laufen zu ungünstigen Zeiten

Im Moment bereiten sich die DFB-Damen auf das anstehende Turnier vor. Doch wo werden die Spiele ausgestrahlt?
Im Moment bereiten sich die DFB-Damen auf das anstehende Turnier vor. Doch wo werden die Spiele ausgestrahlt?  © Daniel Karmann/dpa

Die FIFA pokert und teilte weiter mit: "Wir können bestätigen, dass die Verhandlungen mit mehreren potenziellen Sendeanstalten für das Turnier fortgesetzt werden."

Zudem macht der Verband noch ein bisschen Werbung und verweist auf die "beispiellose Popularität" der WM 2019 in Frankreich "mit Rekordeinschaltquoten".

Die öffentlichen Aussagen der FIFA zum Bieterprozess überraschen - der Zeitplan war von Beginn an sehr ungewöhnlich. Die Ausschreibung startete erst Mitte Januar, die Frist zur Abgabe von Angeboten endete am 14. Februar um 10 Uhr.

Anders als bei den bisherigen Frauen-Weltmeisterschaften werden die TV-Rechte dieses Mal einzeln und nicht zusammen mit jenen der Männer-Turniere verkauft. Das Problem der FIFA scheint zu sein, dass außer ARD und ZDF niemand wirklich ernsthaft für den deutschen Markt mitgeboten hat.

Bezahlsender bevorzugen mehrjährige Rechte für Ligen. Und für Privatsender, die mit Werbeeinnahmen die Rechte bezahlen müssen, ist das Turnier durch die erwartet geringere Zuschauerzahl am Vormittag nicht sonderlich attraktiv.

Wegen der Zeitverschiebung laufen die Übertragungen der deutschen Mannschaft in der Vorrunde gegen Marokko (10.30 Uhr), Kolumbien (11.30 Uhr) und Südkorea (12 Uhr) am Morgen - und andere Spiele noch viel früher.

Titelfoto: FRANCK FIFE / AFP

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