Ex-Kamerun-Coach Winfried Schäfer rechnet mit dem DFB-Team ab: "Kein Gegner hat Angst"

Düsseldorf - Der frühe Bundesliga-Profi und -Trainer Winfried Schäfer (73) sieht den deutschen Fußball auf einem bedenklichen Weg.

Winfried Schäfer (73) trainierte in seiner langen Karriere unter anderem die Nationalmannschaften von Kamerun, Thailand und Jamaika.
Winfried Schäfer (73) trainierte in seiner langen Karriere unter anderem die Nationalmannschaften von Kamerun, Thailand und Jamaika.  © Farshid-Motahari Bina/dpa

"Seit dem Triumph bei der Weltmeisterschaft 2014 haben wir unsere fußballerische Identität verloren. Es hat kein Gegner mehr Angst vor uns", sagte der 73-Jährige der "Rheinischen Post" (Dienstag).

Er warnte vor einem düsteren Szenario: "Momentan sehe ich schwarz für die EM 2024 im eigenen Land und befürchte, dass es schwer werden wird, sich für die WM 2026 zu qualifizieren."

Schäfer verwies auf den Sieg der Engländer bei der U21-EM und den angeblich bevorstehenden Transfer des Südkoreaners Min-Jae Kim (26) zum FC Bayern.

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"Wenn ich sehe, wie das englische Nachwuchsteam spielt, sehe ich viele Tugenden, die früher den deutschen Fußball ausgezeichnet haben. Ich glaube, selbst unser A-Team hätte gegen die jungen Engländer Probleme", so der 73-Jährige.

Und weiter: "Dass das beste deutsche Team einen Verteidiger aus Korea holt, weil es offenbar auf einer Position, auf der wir immer Weltklasseleute hatten, keine deutsche Alternative gibt, sagt alles über die Entwicklung bei uns."

Pep Guardiola als Ursprung des Niedergangs der deutschen Nationalmannschaft

Als Trainer der Vereinigte Arabischen Emirate traf Schäfer im Juni 2009 im Al-Maktoum Stadium in Dubai auf Deutschland.
Als Trainer der Vereinigte Arabischen Emirate traf Schäfer im Juni 2009 im Al-Maktoum Stadium in Dubai auf Deutschland.  © Marcus Brandt/dpa

Der Fußball-Globetrotter mit Nationaltrainer-Stationen in Kamerun, Thailand und Jamaika schloss sich der These des einstigen Weltmeisters Bastian Schweinsteiger (38) an, wonach der frühere Bayern-Coach Pep Guardiola (52) ein Ursprung des deutschen Problems sein könnte.

"Schweinsteiger hat recht. Als Guardiola Trainer in München wurde, haben alle, die Trainer und die Medien, seinen Stil gefeiert - und wir haben ihn übernommen. Nach der WM haben wir nur noch versucht, Guardiolas Ansatz zu kopieren. Und haben übersehen, wie er selbst einen Stil weiterentwickelt hat", kommentierte Schäfer.

Ergänzend fügte er noch hinzu: "Bei uns wurden nur noch hängende Spitzen ausgebildet, er hat in Bayern den Mittelstürmer Lewandowski geholt."

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Der Trainer-Routinier forderte eine Generalanalyse im Verband, in den Klubs und den Akademien: "Jetzt ist es an uns, dringend über den Tellerrand schauen, was die anderen besser machen vor allem in der Ausbildung."

Nach Meinung des 73-Jährigen müssen nun schnellstmöglich Taten folgen, um dem Negativtrend entgegenzuwirken: "Wir müssen alles hinterfragen, nicht nur die Talent-Situation, sondern vor allem auch die Trainerausbildung. Wir müssen uns fragen, ob die richtigen Schwerpunkte gesetzt werden."

Titelfoto: Farshid-Motahari Bina/dpa

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