"Akribisch, aber ...": Europameister Helmer kritisiert Nagelsmann!

Hamburg - Am gestrigen Samstag war es so weit: In Hamburg fand die Gruppenauslosung für die Europameisterschaft im kommenden Jahr statt. Deutschland bekommt es mit Ungarn, Schottland und der Schweiz zu tun.

Im Interview mit TAG24 übte Thomas Helmer (58), Europameister von 1996, rund ein halbes Jahr vor der Heim-EM Kritik an Bundestrainer Julian Nagelsmann (36).
Im Interview mit TAG24 übte Thomas Helmer (58), Europameister von 1996, rund ein halbes Jahr vor der Heim-EM Kritik an Bundestrainer Julian Nagelsmann (36).  © TAG24/Alice Nägle

Unabhängig von der Gruppe glaubt Thomas Helmer (58), Europameister von 1996, nicht daran, dass die DFB-Auswahl ein echter Titelanwärter ist. "Wir sind nicht der Favorit. Trotz des Heimvorteils sagt das niemand", erklärte er im Interview mit TAG24.

Das Problem sei nicht die Offensive: "Mit Wirtz, Musiala, Sané und Co. sind wir im Vergleich zu anderen Nationen schon nicht so schlecht aufgestellt", befand der dreimalige deutsche Meister mit dem FC Bayern München.

Die Defensive sei stattdessen das große Sorgenkind, was auch bei den vergangenen Testspielen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) zu sehen gewesen sei. "Die war überhaupt nicht aufeinander abgestimmt, das war ein echtes Durcheinander", urteilte Helmer.

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Auch der Idee, Kai Havertz (24) als linken Schienenspieler/Verteidiger einzusetzen, konnte der frühere Abwehrspieler nichts abgewinnen: "Das war ganz merkwürdig. Ich kann ja jetzt auch nicht noch Tausende Experimente machen bis zur EM", kritisierte er.

Aktuell seien solche Probeläufe bei der Nationalmannschaft einfach nicht angebracht, "weil du ja so keine Sicherheit reinbekommst und auch die Stimmung kaputtmachst", verdeutlichte der gebürtige Herforder, der Joshua Kimmich (28) übrigens als Rechtsverteidiger aufstellen würde.

Thomas Helmer witzelt über das gute Essen bei der Nationalmannschaft

Der frühere Abwehrspieler sprach mit TAG24 auch über seine besonderen Erinnerungen an den EM-Titel - und über das gute Essen bei der Nationalmannschaft.
Der frühere Abwehrspieler sprach mit TAG24 auch über seine besonderen Erinnerungen an den EM-Titel - und über das gute Essen bei der Nationalmannschaft.  © Alice Nägle/TAG24

In diesem Zuge übte der langjährige Profi auch Kritik an Bundestrainer Julian Nagelsmann (36): "Er ist sicherlich sehr akribisch, aber es wirkt so, als ob er meint, unbedingt irgendetwas Neues machen zu müssen", so Helmer.

Es sei zwar eine andere Zeit gewesen, aber 1996 habe Coach Berti Vogts (76) den Spielern vertraut und sie "einfach machen lassen", ohne groß zu experimentieren, berichtete der einstige Innenverteidiger.

Im Verlauf des Turniers seien die einzelnen Spieler dann zu einer Mannschaft geworden. "Wir waren fünf Dortmunder und sieben Bayern, aber keiner hat Theater gemacht", erzählte der Stammspieler.

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Obwohl Deutschland damals auch nicht der Favorit gewesen sei, holten sie am Ende den Titel - durch ein Golden Goal von Oliver Bierhoff (55). "Ich bin zurückgelaufen in die eigene Hälfte, weil ich dachte, es gibt Anstoß. Das hat ein bisschen gedauert, bis ich das realisiert habe", witzelte Helmer.

Und noch eine weitere besondere Erinnerung hatte der Wahl-Hamburger an seine Nationalmannschaftskarriere: das gute Essen während der Länderspielreisen. "Da war man immer froh, wenn man danach nur zwei Kilo zugenommen hatte", schmunzelte er.

Titelfoto: TAG24/Alice Nägle

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