Sevilla (Spanien) - Mit seinem üblen Ausraster im spanischen Pokalfinale hat Antonio Rüdiger (32) einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Mehrere Ex-Profis, Experten und Fans plädierten anschließend für einen Rauswurf aus der deutschen Nationalmannschaft, doch der DFB lässt offenbar Milde walten.
"Das geht nicht. Schon gar nicht als deutscher Nationalspieler. Das muss er ändern und das weiß er auch selbst, das zeigt seine öffentliche Reaktion", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler (65) am Montag zur Aktion des 32-Jährigen auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Zuvor hatte sich der Innenverteidiger bereits persönlich in den sozialen Netzwerken entschuldigt, anschließend soll er laut Bild-Infos bei Völler sowie Bundestrainer Julian Nagelsmann (37) angerufen und Buße getan haben.
"Er fordert zu Recht Respekt für sich ein, diesen Respekt muss er ohne Ausnahme auch anderen entgegenbringen", ließ der 65-Jährige daraufhin verlauten.
Dennoch kommt der gebürtige Berliner wohl mit einer Rüge davon: "Eine Mannschaft lebt auch von ihren unterschiedlichen Charakteren. Toni ist ein herausragender Fußballer und ein sehr emotionaler Typ, ein Kämpfer auf dem Platz. Das soll er auch bleiben", so die versöhnlichen Worte Völlers.
Gegenwind gab es direkt von Stefan Effenberg (56) in seiner Kolumne für t-online: "Was ist das für ein Zeichen des DFB, der doch so für gesellschaftliche Grundpfeiler wie Anstand und Respekt eintritt?"
Stefan Effenberg fordert Strafe, Felix Kroos wettert gegen "Moralapostel"
Effenberg war zu aktiven Zeiten selbst kein Unschuldslamm, wurde für seine Mittelfinger-Geste bei der WM 1994 aber auch umgehend aus dem Nationalteam geworfen und vier Jahre nicht mehr nominiert. "Das war eine drastische Strafe", erklärte der 56-Jährige.
Sollte Rüdiger mit einem "Tadel vom Klassenlehrer" davonkommen, würde das "niemand verstehen, dem die grundlegenden Werte des Sports noch etwas bedeuten" - Wumms!
Seine beiden Ex-Kollegen Dietmar Hamann (51) und Lothar Matthäus (64) stimmten mit ein. Ersterer forderte im Doppelpass umgehend die Suspendierung des Madrilenen, der Rekord-Nationalspieler fände hingegen zunächst einen Bankplatz in der Nations League angemessen, wie er bei "Sky90" sagte.
Allerdings gibt es auch Gegenstimmen. Felix Kroos (34) wollte das Verhalten des Real-Hitzkopfs in seiner Insta-Story zwar nicht verharmlosen, "aber diese ganzen Moralapostel, die jetzt den Rauswurf aus der Nationalmannschaft und sonstige wilde Strafen fordern, gehen mir auf den Sack!", wetterte der langjährige Bundesliga-Profi.
"Lasst doch Menschen Fehler machen und daraus lernen. Keiner von uns hat eine weiße Weste! Keiner!", kritisierte der 34-Jährige. "Wenn wir nur Chorknaben in der Nationalmannschaft haben wollen, viel Spaß!"
Eine Strafe erwartet Rüdiger vom spanischen Verband nun ohnehin, laut Regelwerk drohen für das Werfen eines Gegenstandes vier bis zwölf Spiele Sperre.